Blick von oben auf demonstrierende Mitarbeiter der WestLB

2.500 Arbeitsplätze angeblich gefährdet

Noch mehr Krise bei der WestLB?

Stand: 14.12.2011, 11:50 Uhr

Bei der Düsseldorfer WestLB werden womöglich nicht 1.800, sondern 2.500 Arbeitsplätze gestrichen. Damit hätte die EU-Kommission ihren Plan durchgesetzt, die Krisenbank komplett zu zerschlagen.

Von Christoph Stehr

Nach einem am Mittwoch (14.12.2011) erschienenen Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" müssten sich etwa 2.500 WestLB-Mitarbeiter "eine andere Beschäftigung suchen". Die Zeitung beruft sich auf "Eigentümerkreise", die bislang davon ausgegangen seien, dass 1.800 Stellen abgebaut würden. Die Differenz erkläre sich dadurch, dass sich weniger Geschäftsfelder als geplant verkaufen und unter neuen Eigentümern fortführen ließen. Diesen Teilen der Bank droht die Schließung. Gegenüber WDR.de wollten die WestLB-Eigner, das Land NRW und die öffentlich-rechtlichen Sparkassen im Rheinland und in Westfalen-Lippe, den Zeitungsbericht nicht bestätigen: "Die Info ist nicht von uns."

Sicher ist nur die Verbundbank

Die Zentrale der WestLB in Düsseldorf

Die Zentrale der WestLB in Düsseldorf

Von den 4.400 WestLB-Mitarbeitern hat derzeit nicht einmal jeder zehnte eine Perspektive über das Jahr 2012 hinaus: 400 Arbeitsplätze sind in der neuen Verbundbank gesichert, die bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) angedockt wird. Am Montag (12.12.2011) hatte die Trägerversammlung der Helaba grünes Licht für die Integration gegeben. Die Eigentümer der Helaba, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband und die Länder Hessen und Thüringen, planen die "Fortführung des Geschäfts insbesondere mit den NRW-Sparkassen, mittelständischen Firmenkunden und der Öffentlichen Hand von einem Standort in Düsseldorf aus".

Rechtsnachfolger der WestLB soll die Service- und Portfoliomanagementbank (SPM) werden. Sie bleibt übrig, wenn bis zum 30. Juni 2012 die verkäuflichen Teile der WestLB den Besitzer gewechselt haben und die unverkäuflichen Reste in die Erste Abwicklungsanstalt (EAA), die bereits bestehende "Bad Bank", ausgelagert sind. Die SPM wird sich auf Dienstleistungen für die Verbundbank, die EAA und Dritte beschränken. Nach den bisherigen Überlegungen startet die SPM mit 1.000 Beschäftigten, darunter zahlreiche altgediente Banker, die wegen ihres beamtenähnlichen Status nicht entlassen werden können. Mit der Zeit dürfte die Belegschaft schrumpfen, da die SPM die durch Fluktuation, Vorruhestand und Verrentung frei werdenden Stellen wahrscheinlich nicht neu besetzt.

Filialstandort Düsseldorf

Langfristig verschwindet die WestLB völlig von der Landkarte, weil die Verbundbank in der Heleba aufgeht und Düsseldorf nur ein Filialstandort sein wird. Die SPM benötigt nach heutigem Stand keine Vollbanklizenz, und die EAA ist ohnehin als Resterampe für schwerverkäufliche Finanzanlagen gegründet worden. Sie hat lediglich die Aufgabe, ihr Portfolio und damit sich selbst aufzulösen. Der Finanzplatz Düsseldorf verliert nach der IKB seinen zweiten bekannten Namen – von "Aushängeschild" spricht angesichts zahlreicher Skandale schon lange niemand mehr.

Bis kommenden Dienstag (20.12.201) wird die EU-Kommission entscheiden, ob sie der Zerlegung der WestLB in Verbundbank, SPM und EAA zustimmt. Auf den ersten Blick sind die Hauptforderungen aus Brüssel erfüllt: Die Bank wird drastisch verkleinert – die Bilanzsumme der Verbundbank dürfte bei 40 Milliarden Euro liegen – und sie erhält, zumindest formal, neue Eigentümer. Tatsächlich bleibt vieles beim Alten, vor allem, was die Erblast der WestLB betrifft: Dafür steht die öffentliche Hand, somit der Steuerzahler, gerade. Denn die Verbundbank muss mit Eigenkapital ausgestattet werden, bevor sie bei der Helaba unterschlüpfen kann. Die "Mitgift" seitens der Sparkassenverbände wird schätzungsweise eine Milliarde Euro betragen. Auch in SPM und EAA stecken Steuergelder. Das Land NRW schießt eine Milliarde Euro frisches Kapital in die SPM ein, hinzu kommen die Kapitaleinlagen von Land und Sparkassen, die in der "alten" WestLB schlummern. Die stille Einlage des Bundes in Höhe von drei Milliarden wird im Verhältnis zwei zu eins auf SPM und EAA übertragen. Die Geister, die die WestLB rief, wird man auch nach ihrem Ende nicht los.