WDR 2 bei Facebook

Neue Gruppenfunktion und Datensicherung bei Facebook

Zurück zur Exklusivität?

Stand: 08.10.2010, 15:00 Uhr

Während seine Geschichte im Kino läuft, verkündet Netzwerk-Gründer Mark Zuckerberg "das neue Facebook". Mehr Privatsphäre, mehr Kontrolle über die Daten - alles besser? WDR.de hat bei Netzpolitik-Blogger Markus Beckedahl nachgefragt.

Von Insa Moog

Facebook ist ein Netzwerk, das sich nicht zum Netzwerken eignet, findet Mark Zuckerberg. Was den Facebook-Erfinder - wie er sagt - lange nicht zufrieden stellte: die Kommunikations-Funktionen. Wer sich mitteilen möchte, tut dies im Facebook-Universum über private Nachrichten, im zwei-Personen-Chat oder per Statusmeldung – direkt an alle. Die Auswahl zwischen Megafon oder Flüstertüte entspricht tatsächlich nicht der Kommunikation im Leben "offline".

So gab es wenige Tage nach der deutschen Markteinführung der umstrittenen Funktion "Places"  nun neue Meldungen aus dem Netzwerk-Hauptquartier im kalifornischen Palo Alto: mehr Privatsphäre beim Kontakt mit Freunden und mehr Kontrolle über die eigenen Daten. So jedenfalls die vollmundigen Versprechungen auf der Pressekonferenz am Mittwoch (06.10.2010), die per Livestream auch online zu verfolgen ist. Geschlossene Gruppen soll es geben für gezielten Kontakt unter ausgewählten Mitgliedern. Für das Unternehmen ist es "ein ganz neues Facebook". Es soll bald von kleinen Communities in der einen großen wimmeln.

Durchschnittlich 130 Personen im Freundeskreis

Jetzt könnte man meinen, mehr als 500 Millionen aktive kommunizierende User weltweit können so unzufrieden nicht sein. Doch genau in der enormen Nutzerzahl liegt das Problem. Eine Community, in der längst nicht mehr nur Freunde, sondern auch Kollegen, Familienmitglieder und entfernte Bekannte virtuell befreundet sind, ist alles andere als privat. Schon gar nicht bei einem Freundeskreis von 130 Personen - den hat der durchschnittliche User laut Facebook-Angaben.

Virtuelle Wände - geheime Gespräche?

Monatelang habe man getüftelt, jetzt ist "Facebook Groups" da, verkündet der 26-jährige Mark Zuckerberg. Damit es wieder etwas übersichtlicher und privater wird, können Mitglieder nun mit der neuen erweiterten Gruppenfunktion kleine abgeschirmte Gemeinschaften gründen. Diese sind in der Grundeinstellung "geschlossen" - einfach beitreten kann niemand: Der Gründer lädt seine Gruppenmitglieder ein. Und - das ist ebenfalls neu - er kann das tun, ohne dass Eingeladene sich zunächst wehren können. Mitglied ist jeder User, der eingeladen worden ist - Ex-Mitglied der, der selbst austritt.

Was in diesen Gruppen ausgetauscht und geteilt wird, bestimmen und kontrollieren allein die Mitglieder. Alle können gemeinsam über Direktnachrichten kommunizieren – der Gruppenchat ist neu. Auch Gruppeninhalte bleiben exklusiv: Fotos, Videos, Links, die Mitglieder hochladen, Benachrichtigungen oder Verabredungen sehen Ausgeschlossene nicht. Enge Freunde, Vereine, Kollegen - in der Vision der Facebook-Macher um Zuckerberg möge nun die Online-Gruppenbildung beginnen.

Fehlende Datenschutz-Kontrolle

Abgesehen von der eigenartigen Einladungspolitik klingt das alles in der Tat sehr nutzerfreundlich. Was aber ist für Facebook drin? Es ist kein Geheimnis, dass es im Interesse des Unternehmens ist, den Usern die Möglichkeit zu geben, ihren gesamten sozialen Lebensbereich auch online abzubilden: Plaudern, Plappern, Preisgeben - Privates wie Berufliches? Geht mit mehr Privatheit nun aber auch mehr Datensicherheit einher? Oder wird lediglich der Informationsaustausch hinter virtuellen Wänden angetrieben, die für Facebook transparent bleiben?

Netzpolitik-Blogger Markus Beckedahl beurteilt die Neuerung auf WDR.de-Anfrage zunächst positiv: "Das sind einige spannende Entwicklungen, die Kommunikation in geschlossenen Gruppen verbessern." Eine generelle Entwarnung aber gibt er nicht: "Das Hauptproblem für die Privatsphäre der Facebook-Nutzer ist Facebook selbst. Das Unternehmen unterliegt keiner Kontrolle durch deutsche Datenschutzbehörden, und man kann sich nicht sicher sein, dass mit den Daten kein Schindluder betrieben wird."

Daten exportieren - Anwendungen prüfen

Annähernd sicher kann wohl auch weiterhin nur der sein, der mit persönlichen Angaben geizt. Zukünftig können Facebook-Mitglieder allerdings Inhalte und Daten, die sie in ihren Profilen hochgeladen und veröffentlicht haben, in einer komprimierten Datei auf den eigenen Computer exportieren: Bilder, Statusmeldungen, Einträge auf der Pinnwand. Gleichzeitig könnten die Daten damit auch bei Facebook entfernt werden, verspricht das Unternehmen. "Durch die neue Offenheit gewinnt Facebook an Vertrauen, und die Nutzer bekommen einen einfacheren Wechsel zu anderen Plattformen hin - wenn diese denn mal eine ähnliche Möglichkeit bieten", kommentiert Markus Beckedahl.

Diese Funktion soll allen Nutzern unter den Kontoeinstellungen zugänglich sein. Außerdem kann sich nun jeder anzeigen lassen, welche Anwendungen er aktiviert hat und welchen davon er den Zugriff auf persönliche Daten erlaubt. Unter Konto/Anwendungseinstellungen können Facebook-User nun also erst einmal aufräumen.

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