NSU-Prozess im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts München

Kölner Zeugen beim NSU-Prozess

Zeugen wollen Böhnhardt gesehen haben

Stand: 27.01.2015, 16:51 Uhr

Zwei Zeugen wollen einen mutmaßlichen NSU-Terroristen am Tatort des Kölner Nagelbombenanschlags erkannt haben. Mit ihren Aussagen im Münchner NSU-Prozess warfen sie am Dienstag (27.01.2015) kein gutes Licht auf die damaligen Ermittlungen der Kölner Polizei.

Uwe Böhnhardt sei ihr am 9. Juni 2004 auf einem Trampelpfad auf einem Brachgelände begegnet, sagte eine 63-jährige Kölnerin am Dienstag (27.01.2015) vor dem Münchner Oberlandesgericht. Der Mann sei ihr "sehr aufgefallen, weil er das Fahrrad so behutsam geschoben hat". Außerdem habe sie auf dem Gepäckträger eine auffallend große Kofferbox gesehen, die eher zu einem Motorrad gepasst habe. Die Beschreibung passt zu dem Fahrrad, auf dem die Nagelbombe montiert war und das vor der Explosion vor dem Geschäft eines Friseurs in der Keupstraße abgestellt wurde.

Der Mann sei schlank und sportlich gewesen und habe eine Radlerhose und ein T-Shirt getragen. Sie habe ihm für einen Moment auch ins Gesicht gesehen, sagte die Frau. Als nach dem Auffliegen des NSU im November 2011 Bilder von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im Fernsehen gezeigt wurden, habe das Foto von Böhnhardt bei ihr eine "wirklich heftige emotionale Reaktion" hervorgerufen. Bereits unmittelbar nach dem Anschlag habe sie der Polizei gesagt, es habe sich nicht um einen Türken oder Kurden gehandelt, sondern eher um einen Osteuropäer.

"Das war ein Deutscher, eindeutig"

Ein weiterer Zeuge - ein Kölner Feuerwehrmann, der privat in der Nähe des Tatorts unterwegs gewesen war - sagte aus, dass er unmittelbar nach der Explosion einen Mann auf dem Fahrrad habe fliehen sehen. Er selber sei gerade mit seinem Motorrad losgefahren, als der Radfahrer "wie von der Tarantel gestochen" aus der Keupstraße gehetzt sei. Er habe ausweichen müssen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Am Abend sei er von der Polizei vernommen worden. Er habe sich gewundert, dass die Beamten ihn gedrängt hätten, in dem Radfahrer einen Ausländer zu sehen. "Das war ein Deutscher, eindeutig", sagte er vor Gericht. Wenige Tage später habe er den Mann auf Zeitungsfotos wiedererkannt, die von einem Überwachungsvideo stammten. Er habe erwartet, dass die Polizei ihn dazu noch einmal befragt, dann habe er aber nie wieder etwas von den Ermittlern gehört.

Befragung der Opfer wird fortgesetzt

Das Gericht befragte am Dienstag weitere Opfer des Nagelbombenanschlags. In den letzten Tagen hatten bereits die ersten Zeugen ausgesagt. Unter anderem warfen einige von ihnen der Polizei vor, bei den Ermittlungen wie Verdächtige behandelt worden zu sein. Sie schilderten auch, welche Verletzungen sie davon getragen haben und mit welchen Folgen sie zu kämpfen haben. Die Bundesanwaltschaft wirft der Hauptangeklagten im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, eine Beteiligung am Nagelbombenanschlag und an zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden vor.