Rechte Szene im Fußball

Filmabend nach Drohungen abgesagt

Stand: 18.10.2013, 12:38 Uhr

Unter Androhung von Gewalt haben am Mittwoch (16.10.2013) offenbar Fans von Rot-Weiss Essen eine Filmvorführung in der Nähe des Essener Stadions verhindert. Auf dem Programm stand die Anti-Nazi-Dokumentation "Blut muss fließen". Der Verein distanzierte sich von dieser Stör-Aktion.

Der Vorfall ereignete sich am Mittwochabend (16.10.2013) in den Räumen des Fanprojekts der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Nach Angaben der Organisatoren von "Essen stellt sich quer" war kurz vor dem geplanten Veranstaltungsbeginn eine Gruppe von 20 Männern aufgetaucht. Sie stellten sich als Fans von Rot-Weiss Essen vor und verlangten ultimativ, den Film abzusetzen. Politik habe bei Rot-Weiß-Essen nichts zu suchen, so die Begründung der Eindringlinge. Als die Veranstalter zunächst nicht einlenken wollten, drohten die Männer den Angaben zufolge, dass in einer Stunde "30 bis 40 Leute da seien, um den Laden aufzuräumen". Um die rund 15 Jugendlichen, die zur Vorstellung gekommen waren, nicht zu gefährden, habe man die Veranstaltung kurzfristig abgesagt. Der Film "Blut muss fließen" ist im Moment auf Tour durch ganz Deutschland. Die Dokumentation zeigt Undercover-Filmaufnahmen aus der Rechtsrockszene und liefert Einblicke in Neonazi-Strukturen.

Polizei wurde nicht informiert

Der Verein reagierte mit einer Stellungnahme auf seiner Facebook-Seite: Rot-Weiss Essen distanziere sich ausdrücklich von solchen Aktionen, hieß es dort. Man akzeptiere außerdem keine Formen von "selbstdefiniertem Fansein", die mit der Unterdrückung freier Meinungsäußerung verbunden seien. Bei der Polizei Essen herrscht derweil Unverständnis über die Veranstalter. Man habe erst durch die Presse von dem Vorfall erfahren, sagte ein Polizeisprecher am Freitag (18.10.2013). Die Polizei sei weder direkt alarmiert worden, noch hätten Vertreter des AWO-Fanprojekts im Nachhinein die Bedrohung angezeigt. "Wenn sich das tatsächlich so abgespielt hat, dann wäre das ein Straftatbestand." Die Polizei sei sehr daran interessiert, den Vorfall aufzuklären. "Wir sind aber darauf angewiesen, dass man uns auch informiert."

Abgesagte Vorstellung soll nachgeholt werden

Der Film wurde im Rahmen einer "Aktionswoche gegen Neonazis und Rechtspopulisten" nach dem Vorfall noch vor 150 Zuschauern in der Universität Duisburg-Essen gezeigt - ohne weitere Zwischenfälle. Die AWO Essen als Trägerin des Fanprojektes, kündigte an sich schnellstens mit dem Verein, Vertretern der Stadt Essen und dem DFB in Verbindung zu setzen. Ziel sei eine breite und gemeinsame Vorgehensweise gegen Einschüchterungen und Gewaltdrohungen in Essen. Eine darüber hinausgehende Stellungnahme zu den Vorfällen lehnte der zuständige AWO-Vertreter am Freitag ab. Die Initiative "Essen stellt sich quer" forderte auf seiner Facebook-Seite derweil, die abgesagte Vorführung des Films nachzuholen. Ein möglicher Veranstaltungsort sei das Stadion selbst.

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