Rechtsrock-Musiker arbeitet mit Kindern

Harmlose Kinderlieder und rechter Rock

Stand: 19.12.2013, 16:00 Uhr

Eine Schulklasse aus Bielefeld produziert eine Kinderlieder-CD in einem Tonstudio. Was die Klasse, die Lehrer und Eltern nicht erkannt haben: Sie waren offenbar bei einem Musiker zu Gast, der eine Größe der rechten Musikszene ist.

Kaffee und Picknick im Garten, im Keller proben die Schulkinder ihre Lieder für eine CD - Was die Eltern beschreiben, klingt nach Idylle. Sie hätten sich beim Betreiber des Tonstudios im ostwestfälischen Verl, Marco B., wohl gefühlt und seien gastfreundlich empfangen worden, erinnert sich eine Lehrerin. Viele Eltern hätten es im Studio so schön gefunden, dass da nachher sogar Kindergeburtstage gefeiert worden seien, berichtet eine Lehrerin. Was weder Lehrer noch Eltern wussten: Marco B. tritt als Marco Laszcz auf Bühnen in der Rechten Szene auf. Er ist der Kopf und Sänger einer Band. In der Vergangenheit wurden bereits einige Liedtexte der Gruppe verboten.

Band der Skinhead-Szene

Der Verfassungsschutz ordnet die Gruppe der Skinhead-Szene zu. Die Szene habe eine große Bandbreite; von eher unpolitischen Bands bis hin zu Bands, die eindeutig mit rechtem Gedankengut sympathisierten. Dies werde aber nicht immer deutlich, um die Vermarktung nicht zu gefährden, so der Verfassungsschutz. Die Musik spielt für die Szene eine wichtige Rolle. Darüber werden die rechtspopulistischen Feindbilder verbreitet und entsprechende Denkmuster geformt und verfestigt, heißt es im Verfassungsschutzbericht.

WDR-Recherchen decken die Verbindung auf

Erst durch die Recherchen des WDR-Studios Bielefeld kam an die Öffentlichkeit, dass der Verler Marco B. der Musiker Marco Laszcz ist. Marco B. weiß offenbar ganz genau seine Arbeit als Produzent und die als Musiker zu trennen. Das bestätigt auch der Staatsschutz. Es handle sich um ein professionelles Studio, Aufträge und Auftraggeber seien vollkommen unverdächtig, erklären die Beamten, die B. seit längerem beobachten, ihm aber nichts vorwerfen konnten.

Geschockte Eltern und Lehrer

Für die Eltern und Lehrer in Bielefeld ist das ein Schock, zumal Marco B. auf seiner seriösen Homepage des Tonstudios mit der Kinderlieder-CD geworben hatte. Nachdem jetzt der Hintergrund des Produzenten bekannt ist, hat der Schulträger, die Stadt Bielefeld den Mann aufgefordert, die Fotos von der Homepage zu nehmen. Die Homepage ist inzwischen nicht mehr erreichbar.

Im Gespräch mit dem WDR-Reporter ist Marco B. zurückhaltend. Er erklärt, dass der Zusammenhang zwischen seinem Studio und seiner Tätigkeit als Musiker niemanden interessiere. Das Studio sei inzwischen umgezogen und der Rechtsrock-Musiker wolle das auch demnächst tun.

Weitere Themen