Polizeikontrolle Köln Hauptbahnhof

Fremdenfeindliche Straftaten in Köln

Ausländer bei brutalen Angriffen verletzt

Stand: 12.01.2016, 13:46 Uhr

  • Fünfter Übergriff wurde am Dienstag bekannt
  • Polizei bestätigt fremdenfeindlichen Straftaten
  • Antirassistische Netzwerke warnten vor rechten Hooligans

Erst am Dienstag (12.01.2015) erfuhr die Kölner Staatsanwaltschaft von einem weiteren fremdenfeindlichen Übergriff am Sonntagabend (10.11.2015). Ein Asylbewerber aus Indien war in Bahnhofsnähe von fünf bis sieben Männern attackiert worden und erlitt dabei Verletzungen im Gesicht. Damit steigt die Zahl der Attacken auf fünf. Bei den Angriffen auf Ausländer am Sonntagabend in der Kölner Innenstadt handelt es sich nach Erkenntnissen der Polizei um "fremdenfeindliche Straftaten". Hier hätten sich gezielt Leute über die sozialen Netzwerke verabredet, um auf augenscheinlich "nicht-deutsche Menschen" loszugehen, sagte Norbert Wagner von der Kölner Polizei am Montag (11.01.2016) bei einem Pressegespräch. "Es ist ein alarmierendes Signal, dass wir sehr ernst nehmen."

Faktencheck Silvesternacht

Angriffe auf Pakistaner und Syrer

Binnen einiger Stunden seien 153 Personen überprüft und 199 Platzverweise ausgesprochen worden. Die Beteiligten seien zum Teil Rechtsextreme gewesen, zum Teil kämen sie aus der Hooligan-, Rocker- oder Türsteher-Szene. Bei den Angriffen waren mehrere Menschen verletzt worden, darunter zwei Pakistaner und ein Syrer.

Michael Temme, bei der Kölner Polizei für die Gefahrenabwehr zuständig, sagte: "Das sind Taten von Menschen, die meinen, sie müssten das Recht in die eigene Hand nehmen." Die Situation mache ihm "große Sorgen", doch werde die Polizei alles tun, um die Bürger zu schützen. So seien die Streifendienste in der Innenstadt verstärkt worden.

Die Vorfälle am Sonntag

Insgesamt gab es am Sonntagabend fünf gewalttätige Ausschreitungen gegen Migranten rund um den Kölner Hauptbahnhof. Am Montag hatte die Polizei in einem Pressegespräch noch von vier Fällen

berichtete. Der erste Vorfall ereignete sich nach Angaben der Polizei gegen 18.40 Uhr. Eine Gruppe von etwa 20 Menschen ging in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofes auf sechs Pakistaner los. Zwei von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Rund zwanzig Minuten später kam es nicht weit entfernt zu einer zweiten Attacke: Acht Täter sollen einen Mann aus Frechen mit syrischer Staatsangehörigkeit angegriffen haben. Der 39-Jährige wurde verletzt, musste aber nicht ärztlich behandelt werden. Drei Männer aus Guina wurden kurze Zeit später in der Nähe des Doms angegriffen, ein 19-jähriger Syrer wurde am Anderaskloster verprügelt. Ob es sich bei allen Angriffen um die gleichen Täter handelt, ist noch unklar.

Warnung von antirassistischen Netzwerken

Bereits um 16.30 Uhr erhielt die Polizei nach eigenen Angaben Hinweise auf Personen, die in der Innenstadt und in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs gezielt provozieren würden. Darum verstärkte die Polizei ihre Präsenz in der Innenstadt. In der Nacht sei die Präsenz nach mehreren Personenkontrollen dann wieder zurückgefahren worden, sagte ein Polizeisprecher.

Antirassistische Netzwerke warnten um 18.30 Uhr auf Facebook davor, dass sich cirka 40 Hooligans und Rassisten am Kölner Hauptbahnhof treffen und Auseinandersetzungen povozieren würden.

Am Kölner Hauptbahnhof gab es in der Silvesternacht sexuelle Übergriffe auf Frauen, für die vor allem Männer nordafrikanischer und arabischer Herkunft verantwortlich gemacht werden.

Bundesjustizminister verurteilt Angriffe

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hat nach den Angriffen auf Ausländer in Köln ein entschiedenes Vorgehen gegen die Täter gefordert. "Wir dürfen radikalen Brandstiftern nicht das Feld überlassen", warnte der SPD-Politiker am Montag. Er habe den Eindruck, dass diejenigen, die jetzt im Internet oder auf der Straße Hetzjagd auf Flüchtlinge machen, auf die Taten von Köln nur gewartet hätten. "Anders lässt sich nicht erklären, wie schamlos das einige Gruppen nun instrumentalisieren", sagte Maas. Die Verbrechen der Silvesternacht seien zwar abscheulich. Für pauschale Hetze gegen Ausländer gebe es aber keine Rechtfertigung.