Arbeit statt Arrest

Sozialstunden für jugendliche Straftäter

Stand: 12.12.2014, 16:55 Uhr

Die Jugendgerichtshilfe in Wuppertal vermittelt jedes Jahr mehr als 800 Jugendliche an gemeinnützige Einrichtungen, wie etwa Altenheime oder Sportvereine. Sie wurden von der Staatsanwaltschaft oder einem Richter wegen einer Straftat zu Sozialstunden verdonnert.

Von Silvia Pauli

Mann mit Staubsauger, das Gesicht wurde zensiert

Putzen, saugen, aufräumen

Giovanni muss 20 Stunden ableisten, weil er bei einer Falschaussage erwischt wurde. Eine Woche arbeitet er in der Kinder- und Jugendeinrichtung des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Wuppertal. Putzen, saugen, aufräumen. Der 21-Jährige könnte sich etwas Schöneres vorstellen, aber er akzeptiert die Strafe. Giovanni ist schon zum zweiten Mal zu Sozialstunden verurteilt worden. In Zukunft, sagt er, will er sich anstrengen und "keinen Mist mehr bauen". Macht er sich noch einmal strafbar, wartet mit Sicherheit eine Zelle im Jugendarrest auf ihn.

Haft fördert Kriminalität

Mann mit Anzug Brille steht vor Bücherregal

Peter Marchlewski, Justizministerium NRW

Doch genau das wolle man vermeiden, sagt Peter Marchlewski vom Justizministerium Nordrhein-Westfalen. Eine Studie belege, dass die Haft in einer Arrestanstalt die kriminelle Karriere von Jugendlichen eher fördere, anstatt sie abzuschrecken. Deshalb gebe es für viele junge Straftäter auch eine zweite Chance. Allerdings nicht immer. Bei schwerer Körperverletzung beispielsweise reiche eine Verurteilung zu Sozialstunden nicht aus.

Wartezeit zwischen Tat und Strafe

Mann in blau-weiß kariertem Hemd unterhält sich mit einem anderen Mann

Bernd Schäkermann vom CVJM hält Sozialstunden für sinnvoll

Bernd Schäkermann, Leiter der Wuppertaler CVJM-Einrichtung, beschäftigt regelmäßig Jugendliche, die Sozialstunden abarbeiten müssen. Er hält die Strafe für sinnvoll, kritisiert jedoch, dass die Zeit zwischen Straftat und Verurteilung häufig viel zu lange dauert. Er habe immer wieder Fälle, wo ein ganzes Jahr dazwischen liege. Die meisten Jugendlichen, die beim CVJM ihre Stunden abgearbeitet haben, kämen wieder, erzählt Schäkermann, allerdings als ganz normale Besucher. Es gebe aber auch Problemfälle: Jugendliche, die entweder gar nicht erst zum Sozialdienst erscheinen oder die ständig beaufsichtigt werden müssen.

Arbeit  bei sozialen Einrichtungen

Hauswand mit vier großen Fenstern

CVJM-Kinder- und Jugendeinrichtung in Wuppertal

Die Vermittlung in geeignete Einrichtungen fällt der Jugendgerichtshilfe in Wuppertal nicht immer leicht. In Frage kommen nur gemeinnützige Organisationen wie Seniorenheime, Kirchengemeinden, Sportvereine oder andere soziale Einrichtungen. Einige sind immer wieder bereit, straffällig gewordene Jugendliche zu betreuen - andere sind nicht dazu bereit und stellen keine Plätze zur Verfügung. Die Jugendgerichtshilfe ist auf das gesellschaftliche Engagement der Einrichtungen angewiesen. Dazu verpflichtet werden kann keine.