Kündigung für Gastronomin

Kinderfeindliche Werbetafel oder harmloser Spaß?

Stand: 10.12.2015, 14:00 Uhr

"Erzogene Kinder sind herzlich willkommen. Aus dem Rest machen wir Hackfleisch!" Mit diesen Sätzen auf einem Werbeschild hat sich die Pächterin der Gaststätte Lingenbacher Hof im Frelichtmuseum Lindlar viel Ärger eingehandelt. Ihr Pachtvertrag wurde zum Jahresende gekündigt.

Eigentlich liegt die Gaststätte Lingenbacher Hof ganz beschaulich im Freilichtmuseum Lindlar. Das historische Schieferhaus lockt mit Bergischer Kaffeetafel und Biergarten. Und manchmal auch mit einer Werbetafel. Wirtin Gitta Quercia-Naumann hatte es im Herbst zum Museums-Kartoffelfest vor die Türe gestellt. Dreigeteilt lädt die oberste der Tafeln zum ganzjährlichen Feiern. Das Untere stellt fest: "Wir haben kein WLAN! Sprecht miteinander!" Das mittlere Schild formuliert den Satz, der für Aufregung sorgt: "Erzogene Kinder sind herzlich willkommen. Aus dem Rest machen wir Hackfleisch!"

Einige Besucher des Museums fanden diese Tafel jedenfalls gar nicht lustig und beschwerten sich beim Landschaftsverband Rheinland. Der ist als Träger des Freilichtmuseums auch Verpächter der Gaststätte und schickte der Pächterin zum Jahresende die fristlose Kündigung. Allerdings sei der Tafeltext nicht der alleinige Kündigungsgrund, er habe eher das Fass zum Überlaufen gebracht. Denn schon vorher habe es zahlreiche Beschwerden über Service und Freundlichkeit im Gaststättenbetrieb gegeben. "In den letzten beiden Jahren gab es 150 Beschwerden", sagt Museumsleiter Michael Kamp.

Das Freilichtmuseum Lindlar

Das LVR-Freilichtmuseum Lindlar zeigt auf 25 Hektar, wie die bergische Landwirtschaft im 19. Jahrhundert ausgesehen hat. Es wird nach historischem Vorbild bewirtschaftet. Etliche alte Gebäude aus der Region wurden abgebaut und auf dem Museumsgelände wieder aufgebaut. Dazu gehört etwa die Hofanlage Gut Dahl aus Wülfrath oder die Seilerei Schaukowski aus Wipperfüth. Auch ein kleiner Kiosk, der in Wermelskirchen weichen musste, fand auf dem Gelände ein neues Zuhause.

Präsentiert werden außerdem alte Handwerke: Neben der Seilerei arbeiten Backhaus, Schmiede, Bandweberei und Hauswirtschaft. Immer wieder gibt es Ausstellungen und Veranstaltungen, die nächste ist "Advent im Museum" am 13. Dezember. An und in den Häusern gibt es vorweihnachtliche Stände mit Handgefertigtem. Und man kann auch selber basteln und Weihnachtliches herstellen.

Gitta Quercia-Naumann jedenfalls hat das Schild längst weggeräumt. Es sei sowieso nur ein Scherz gewesen. Was die Anzahl der Beschwerden angehe: Diese seien viel geringer, als der LVR behaupte. "Wenn sie sich beschweren, dann beschweren sich die Leute eben über die Gastronomie." Die Pächterin hat eigentlich einen Vertrag bis 2019, den will sie auch erfüllen: "Ich habe noch drei Jahre bis zur Rente. Sonst wird mir meine Existenzgrundlage genommen." Gitta Quercia-Neumann hat nun einen Anwalt eingeschaltet.

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