Stichtag

25. März 1965 – Ende der Selma-Montgomery-Märsche

Selma, Mitte der 60er Jahre. In der Kleinstadt im US-Bundesstaat Alabama ist jeder zweite Einwohner schwarz. 15.000 Farbige sind im wahlfähigen Alter. Tatsächlich dürfen sich aufgrund eines dubiosen Gesetzes nur 130 als Wähler registrieren.

In einem fragwürdigen Wissenstest werden viele Schwarze einfach als Analphabeten und damit als untauglich abgestempelt – und das, obwohl derartige Tests in den USA seit dem "Civil Rights Act" von 1964 verboten sind.

Der "Blutige Sonntag"

Mitte Januar 1965 formiert sich in Selma der Widerstand. Fast täglich protestieren Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude. Die Obrigkeit reagiert mit Gewalt, die Situation eskaliert. Im Februar wird ein Demonstrant von der Polizei erschossen. Nun macht der Bürgerrechtler Martin Luther King Selma zur nationalen Frage. Er organisiert für Anfang März einen Protestmarsch. Gouverneur George Wallace untersagt die Demonstration. Trotzdem machen sich 600 Bürgerrechtler von Selma aus auf den Weg in die 86 Kilometer entfernte Hauptstadt von Alabama, Montgomery. King ist nicht dabei

Die Gruppe kommt nur bis zur Edmund Pettus Bridge, die ihren Namen dem Anführer des Ku-Klux-Klan verdankt. Dort wird sie vom rassistischen Sheriff Selmas und Landespolizisten gestoppt. Die Demonstranten werden zurückgedrängt und brutal verprügelt. Der Tag geht als "Blutiger Sonntag" in die US-Geschichte ei.

"We shall overcome"

Nur zwei Tage später macht sich erneut eine Gruppe von Bürgerrechtlern auf den Weg, darunter sind auch Weiße. Diesmal wird sie von Martin Luther King angeführt. Wieder wartet die Polizei hinter der Brücke. King kehrt um, um keine Toten und Verletzten zu riskieren. Trotzdem wird am Nachmittag ein weißer Priester, der zu den Demonstranten gehörte, in Selma von Rassisten erschlagen. Nun stellt sich US-Präsident Lyndon B. Johnson offen auf die Seite der Bürgerrechtler – und übernimmt in seiner Ansprache das Motto der Bewegung: "We shall overcome" – Wir werden (die Ungerechtigkeit) überwinden.

Per richterlichen Entschluss wird der Selma-Montgomery-Marsch endlich genehmigt. Diesmal sichern mehrere tausend Nationalgardisten die Strecke. Am 25. März 1965 erreichen die Demonstranten nach vier Tagen den Amtssitz des Gouverneurs. Am Ende haben sich 25.000 Menschen angeschlossen. Populäre Musiker wie Nina Simone und Harry Belafonte geben ein Konzert, Martin Luther King hält eine Rede.

Fünf Monate später unterzeichnet Präsident Johnson ein Gesetz, dass die Einschränkung bei Wahlen verbietet. Der Befürworter der Rassentrennung George Wallace wird noch zwei Mal zum Gouverneur von Alabama gewählt. Erst 1987 tritt er ab.

Stand: 25.03.2015

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