Stichtag

27. September 1992 - Der Rhein-Main-Donau-Kanal wird eingeweiht

Schon Karl der Große träumt davon, die Nordsee und das Schwarze Meer mit einer gigantischen Wasserstraße zu verbinden. Er lässt tausende Männer graben, um einen solchen Schifffahrtsweg quer durch sein Reich zu schaffen. Am Ende des achten Jahrhunderts fehlt jedoch die nötige Technologie dafür. Das Projekt scheitert. Ein Stück der "Fossa Carolina", dem sogenannten Karlsgraben, ist allerdings erhalten geblieben und dient heute beim bayerischen Dorf Graben bei Treuchtlingen als Touristenattraktion.

Auch Bayerns König Ludwig I. scheitert. Nach zehnjähriger Bauzeit kann er zwar 1846 den "Ludwig-Donau-Main-Kanal" von Bamberg nach Dietfurt an der Altmühl eröffnen. Doch die aufkommende Eisenbahn macht dem schmalen Wasserweg mit seinen über 100 Schleusen derart Konkurrenz, dass das Frachtaufkommen der Schiffe steil bergab geht. Das hindert Prinz Ludwig III. jedoch nicht, sich für den Ausbau des Rhein-Main-Donau-Kanals zu engagieren und zu diesem Zweck die 1891 erfolgte Gründung des Bayerischen Kanalvereins anzuregen.

2,4 Milliarden Euro Baukosten ...

Nach dem Ersten Weltkrieg schließt das Deutsche Reich mit Bayern 1921 einen Staatsvertrag, um "den Plan der Main-Donau-Wasserstraße baldigst zu verwirklichen." Eigens dafür wird die "Rhein-Main-Donau-Aktiengesellschaft" mit Sitz in München gegründet. Planungen, erste Flusserweiterungen am Main und diverse andere Vorarbeiten erstrecken sich über Jahrzehnte. Auch die Nazis treiben die Kanalidee voran: 1938 wird das Rhein-Main-Donau-Gesetz verkündet, das die Fertigstellung der Schifffahrtsstraße bis 1945 vorsieht. Die Bauarbeiten werden im Zweiten Weltkrieg jedoch eingestellt. Doch schon 1949 bestätigen der Bund und Bayern die Verbindlichkeit der früheren Verträge.

Der eigentliche Bau beginnt allerdings erst 1960. Ingenieure konstruieren 16 riesige Schleusen, denn der Kanal muss einen Höhenunterschied von knapp 243 Metern überwinden. Spötter bezeichnen deshalb die Kanalbauer als "bayerische Gebirgsmarine". Allein diese letzte große Bauphase, die sich über 32 Jahre hinzieht, kostet umgerechnet 2,4 Milliarden Euro.

... für 172 Kilometer lange Betonrinne

Der Bau der Kanals wird von erbitterten politischen Auseinandersetzungen begleitet. Die Gegner des Projekts bezweifeln, dass sich der Aufwand rechnet. Die erwarteten zehn Millionen Tonnen Schiffsfracht pro Jahr seien reine Fantasie. Umweltschützer führen an, die 172 Kilometer lange Betonrinne zerstöre ganze Landschaften oder verändere sie zumindest grundlegend - so wie etwa das Altmühltal. Ab März 1979 wird auch verstärkt die Frage der Sicherheit gestellt: Damals bricht bei Nürnberg der Kanaldamm. Die Wassermassen reißen Menschen und Gebäude mit sich, ein zwölfjähriges Mädchen ertrinkt.

Am 25. September 1992 ist es schließlich so weit: In der Nähe von Pierheim in Mittelfranken wird der Rhein-Main-Donau-Kanal eingeweiht. Er reicht von Bamberg am Main bis nach Kehlheim an der Donau und ist nun der entscheidende Abschnitt der insgesamt rund 3.500 Kilometer langen Wasserstraße zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer. Der Bayerische Ministerpräsident Max Streibl (CSU) spricht in seiner Eröffnungsrede von "einer für Bayern in das nächste Jahrtausend weisenden Investition". Das angepeilte Frachtvolumen wird allerdings nicht erreicht. Durchschnittlich transportieren die Schiffe pro Jahr nur etwa sechs Millionen Tonnen Fracht. Die Brücken sind nicht hoch genug für moderne Containerschiffe, die Schleusen machen den Weg mühsam und langsam. Dafür boomt das Freizeitgeschäft. Fahrrad-Urlauber nutzen die Uferwege, Familien und Rentner die zahlreichen Ausflugsschiffe.

Stand: 27.09.2012

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