Außenaufnahme der UN-Zentrale in New York

9. Januar 1951 - Eröffnung des New Yorker UN-Hauptquartiers

Einmal im Jahr erreicht das ohnehin aus allen Nähten platzende Manhattan zuverlässig die Infarkt-Schwelle. Wenn zur Generalversammlung der Vereinten Nationen im UN-Hauptquartier am East River die Staatschefs, Minister und Diplomaten aus 192 Ländern eintreffen, geht nichts mehr in New York City. Viele genervte Einwohner verfluchen jetzt, Gastgeber der bedeutendsten Weltorganisation sein zu müssen - auch wenn sie sich sonst gern mit diesem Prestige schmücken. Die Ehre, vor über 60 Jahren zur Heimat des ständigen UN-Hauptquartiers erkoren worden zu sein, verdankt New York einem unumstößlichen "Njet!" der Sowjetunion und dem großzügigen Geschenk eines Philanthropen.

Rockefeller macht’s möglich

Für die Sowjets kommt die neutrale Schweiz als Hauptsitz der 1945 gegründeten Vereinten Nationen nicht in Frage. Zu tief sitzt noch der Ärger über ihren Ausschluss aus dem alten, in Genf ansässigen Völkerbund. Die erste UN-Generalversammlung in London beschließt deshalb, die Einladung der USA als ständigen Sitz anzunehmen. Standorte in San Francisco, Boston und Philadelphia werden geprüft, ohne zu überzeugen. Schließlich kauft der Milliardär John D. Rockefeller, Jr. für 8,5 Millionen Dollar das zwischen First Avenue und East River gelegene alte Schlachthausgelände von Manhattan und schenkt es den Vereinten Nationen. Dort legt US-Präsident Harry S. Truman am 26. Juni 1949 den Grundstein zum "Zentrum aller Hoffnungen auf Frieden und ein besseres Leben".

Freie Anreise für Fidel Castro

Unter Federführung von Wallace Harrison, dem Erbauer des Rockefeller Center, stürzt sich ein Team internationaler Star-Architekten, darunter Le Corbusier und der Brasilianer Oscar Niemeyer in die Planungen. Binnen vier Monaten entwerfen sie die Gebäude für das neu geschaffene Weltparlament, den Sicherheits- und Menschenrechtsrat, den Rat für wirtschaftliche und soziale Entwicklung sowie andere Unterorganisationen. Als markantestes Bauwerk des UN-Ensembles wird das Sekretariatshochhaus mit New Yorks erster monumentaler Glasfassade die Skyline der selbsternannten "Welthauptstadt" am Hudson prägen.
In Rekordzeit hochgezogen, können bereits im Sommer 1950 die ersten Mitarbeiter ihre Büros beziehen. Am 9. Januar 1951 wird das Hauptquartier der Vereinten Nationen offiziell an den ersten UN-Generalsekretär, den Norweger Trygve Lie, übergeben – ein exterritoriales Hoheitsgebiet von 73.000 Quadratmetern mit eigener Polizei und garantiert freier Anreise für die Vertreter aller Mitgliedsstaaten. Selbst für Fidel Castro.

Stand: 09.01.2011

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist in den vier Wochen nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Januar 2011 ebenfalls an die Eröffnung des UN-Hauptquartiers. Auch das "ZeitZeichen" gibt es einen Monat lang als Podcast.