Sein Vater wird Graf Wilhelm der Reiche genannt, aber er wird schon als Kind bedeutend reicher: Am 24. April 1533 auf der Dillenburg in Hessen geboren, erbt Wilhelm weite Ländereien in den Niederlanden und die südfranzösische Provinz Orange. Kaiser Karl V. holt ihn als Elfjährigen an den Hof in Brüssel und macht ihn zu seinem Berater. Der Habsburger Kaiser braucht die Adligen, um die reichen Kaufmannsstädte und die teilweise der Reformation angehörigen Provinzen des Nordens zu regieren.
1559 wird Wilhelm Statthalter von Utrecht, Seeland und Holland. Zu dieser Zeit regiert schon Philipp II. das Habsburger Reich. Von Madrid aus führt er ein zentralistisches und streng katholisches Regiment. Er entzieht dem Adel in den Niederlanden traditionelle Freiheiten und führt schließlich sogar die Inquisition ein, die Anhänger der Reformation blutig verfolgt. Wilhelm fühlt sich zwischen den Stühlen: Er ist Statthalter Philipps und doch auch der Sprecher des niederländischen Adels. Lange laviert er diplomatisch zwischen den Fronten, wird deshalb von Gegnern spöttisch "der Schweiger" genannt.
Als spanische Truppen unter dem Herzog von Alba den Freiheitswillen der Niederländer unterdrücken, flieht Wilhelm in die Nordprovinzen und organisiert von hier aus den Widerstand. Im Aufstand der so genannten "Wasser-Geusen" an der Küste kann er 1576 die Unabhängigkeit der Nordprovinzen erklären. Der Kampf geht jedoch weiter. Wilhelm verliert in diesem Krieg sein Vermögen. Philipp II. setzt 25.000 Golddukaten auf seinen Kopf aus. Das zeigt Wirkung: 1584 wird Wilhelm von Oranien von einem Attentäter in Delft ermordet. Die aus dem Unabhängigkeitskampf hervorgehende niederländische Provinz erklärt Wilhelm zum "Vater des Vaterlandes". Das "Wilhelmus-Lied" wird zur Nationalhymne. Seine Nachkommen begründen das niederländische Königshaus. Der Stammsitz Dillenburg ist bis heute ein beliebtes Ziel niederländischer Touristen.
Stand: 24.04.08