In Sibirien lockt unendlicher Reichtum. Die Pelze des dort erlegten Zobel werden in ganz Europa mit Gold aufgewogen. Nach dem Verständnis Iwans des Schrecklichen hat die Gegend keinen Besitzer. Wer sie erobern will, muss seine Ansprüche bei ihm, dem ersten russischen Zaren anmelden. Die Kaufmannsfamilie Stroganoff nutzt diese Chance. Am 4. April 1558 schenkt Iwan den Stroganoffs die "unbewohnten Ufer und Nebenflüsse der Karma unterhalb von Perm": "Ich gestatte ihnen, befestigte Städte zu bauen und Kanonen zu gießen", heißt es in der Schenkungsurkunde. "Sie dürfen den Wald abholzen, das Land bestellen und in den Flüssen und Seen Fische fangen".
Ganz so unbewohnt, wie Iwan der Schreckliche angibt, ist Sibirien indes nicht. Aber im Auftrag Stroganoffs unterwerfen die Söldner-Truppen der Kosaken die hier siedelnden Mongolen ebenso wie die rund 40 bis 50 dort lebenden Völker, darunter die Khanten, Mansen und Nganasaren im hohen Norden. Letztere sind heute mit 800 Angehörigen eines der kleinsten Völker des eurasischen Kontinents. Bis ins 17. Jahrhundert sind die meisten Ureinwohner unterjocht und das Land ist russifiziert. Sprachen und Kulturen gehen im Kosakenansturm unter.
Neben Zobeln finden die Stroganoffs und ihre Nachfahren in den gefrorenen Böden Sibiriens Gold und Diamanten, später auch Öl. Heute beruht die neu gewonnene Weltmachtstellung Russlands nicht zuletzt auf den unter bedenklichen Umständen geförderten sibirischen Ressourcen. Ein Drittel des Gases, das in Deutschland verbraucht wird, liefert der staatliche russische Energieriese Gazprom aus den unendlichen Weiten Sibiriens.
Stand: 04.04.08