Stichtag

09. April 2008 - Vor 75 Jahren: Geburt des Schauspielers Jean-Paul Belmondo

Mit seinen Eltern hat der kleine Jean-Paul richtig Glück gehabt. An Schule wenig interessiert möchte der quirlige Junge am liebsten Boxer werden oder Clown oder - noch besser - Schauspieler. Tänzerin Madeleine und Bildhauer Paul Belmondo  zeigen viel Verständnis für die Berufswünsche ihres Sohnes. Sie unterstützen ihn nach Kräften, wofür ihnen der spätere Berufsboxer, Komödiant und Filmstar dankbar ist. "Deshalb spreche ich immer vom Werdegang eines verwöhnten Kindes", gesteht Jean-Paul Belmondo 1996 in einem Interview. Die Box-Karriere des am 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine geborenen Jean-Paul Belmondo dauert zwar nur zwei Kämpfe - lang genug aber, um Knubbelnase und Knautschgesicht den letzten Schliff zu verpassen.

1954 schafft der sportliche Draufgänger den Sprung an das renommierte Pariser Schauspielkonservatorium und brilliert dort. Nach kleineren Leinwand-Rollen bietet ihm 1959 ein unbekannter, fast gleichaltriger Regisseur die erste Film-Hauptrolle an. "Ich amüsiere mich prächtig", erzählt der frisch verheiratete Belmondo seiner Frau von den Dreharbeiten, "aber der Film kommt nie in die Kinos." Da irrt der Jungstar. Jean-Luc Godards Film "A bout de souffle" (Außer Atem) wird nicht nur ein riesiger Publikumserfolg, sondern leitet als erster Film der " Nouvelle vague " eine Revolution des französischen Kinos ein. Um den charismatischen Hauptdarsteller mit den sinnlichen Lippen reißen sich von nun an die besten Regisseure.

In den folgenden 30 Jahren etabliert sich der wandlungsfähige Belmondo in über 80 Abenteuerstreifen, Thrillern und Komödien als Inbegriff des charmanten Schuftes, Draufgängers und Verführers. Dass die meisten seiner Action-Streifen allerdings von eher fragwürdiger Qualität sind, sieht der vom Publikum umjubelte "Bebel " gelassen. Er will seinen Fans bieten, was er selbst "das Produkt Belmondo" nennt. Dazu gehört, auch in gefährlichen Szenen immer nur den eigenen Hals zu riskieren. Mit der Erkenntnis, dass "ein Opa nicht mehr unter dem Helikopter hängt oder aus dem siebten Stock hüpft" beendet der höchstdotierte Star des französischen Kinos Mitte der 80er Jahre die Stuntman -Laufbahn und kehrt ans Theater zurück. 2001 erleidet Belmondo einen Schlaganfall, kann die physischen Folgen aber schnell überwinden. Kurz vor seinem 75. Geburtstag lässt sich Jean-Paul  Belmondo wieder vor eine Filmkamera locken. "Wir wollten ihn schonen, damit er durchhält", berichtet Regisseur Francis Huster, "aber je länger wir drehten, umso mehr schien er aufzuleben. Als ob die Kamera ihn wie eine Batterie auflädt."

Stand: 09.04.08