Poträt von John le Carré, 1989

19. Oktober 1931 - Geburtstag von John le Carré

Stand: 19.10.2016, 00:00 Uhr

Wer könnte besser über Spione schreiben als ein Spion? "Einmal ein Spion, immer ein Spion - ich glaube, das ist vollkommen richtig. Und ich weiß nicht, ob ich ein Schriftsteller bin, der Spion wurde, oder ein Spion, der schließlich Schriftsteller wurde", sagt John le Carré 1989 dem "Spiegel". Wie auch immer, der britische Schriftsteller John le Carré schreibt seit über 50 Jahren einen Beststeller nach dem anderen, Romane wie "Der Spion, der aus der Kälte kam", "Dame, König, As, Spion", "Der Schneider von Panama" oder "Der ewige Gärtner".

Mit Adenauer auf der Fähre

Geboren wird David John Moore Cornwell, wie John le Carré richtig heißt, am 19. Oktober 1931. Mit 16 Jahren verlässt er seine Privatschule in England und entflieht einer grauen mutterlosen Kindheit an der Seite eines kriminellen Vaters. Er kommt 1947 in die Schweiz, nach Bern und entdeckt dort seine Liebe zur deutschen Literatur und Sprache. "Karl der Große hat gesagt, eine andere Sprache haben, sei eine andere Seele erwerben. Und ich wollte damals den Staub meines Landes von den Schuhen schütteln und eine andere Seele erwerben", erinnert sich John le Carré.

Und dort, in Bern, wird er vom Nachrichtendienst der britischen Armee angeworben und 1958 Spion im Dienste Ihrer Majestät. Unter anderem wird er in Hamburg und Bonn stationiert, wo Anfang der 1960iger-Jahre sein erster Bestseller entsteht, "Der Spion, der aus der Kälte kam". Le Carré wohnt damals in Königswinter. "Wenn ich auf der Fähre von Königswinter nach Bad Godesberg fuhr, stand manches Mal Konrad Adenauer nebenan, in seinem großen BMW. Dann schrieb ich und er schaute."

John le Carré schildert dunkle Machenschaften

1963 verhelfen ihm diese Aufzeichnungen zu Weltruhm: 20 Millionen Mal wird "Der Spion, der aus der Kälte kam" verkauft und bald darauf mit Richard Burton in der Hauptrolle verfilmt. Auch als er längst den Dienst beim MI6 quittiert hat und die Geheimdienste meidet, geht ihm der Stoff nicht aus. Sehr realistisch schildert er in Romanen wie "Der ewige Gärtner" oder "Der Schneider von Panama" Korruption und dunkle Machenschaften von Banken und Konzernen. Ein perfektes Buch möchte John le Carré noch verfassen. "Ich würde gerne 'Krieg und Frieden' schreiben, aber das ist leider schon getan worden."

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