Ausschnitt aus dem Film "La Belle et la Bete" mit Jean Marais und Josette Day

29. Oktober 1946 - Uraufführung von "Die Schöne und das Biest"

Stand: 29.10.2016, 00:00 Uhr

Als Kind geht die spätere Regisseurin Helma Sanders-Brahms oft zu Märchenmatineen ins Kino. Eines Tages sieht sie den poetischen Film "Die Schöne und das Biest" (1946) mit Jean Marais in einer Dreifachrolle als verliebter Mann, Ungeheuer und schöner Prinz. "Ich glaube, damals habe ich den Entschluss gefasst, Filme zu machen", wird sich Sanders-Brahms später erinnern. "Und ich sehe mich noch – ein kleines, mageres Mädchen – an die Kasse gehen und an der Frau dort rumzerren und sagen: 'Ich muss unbedingt den Mann sprechen, der das gemacht hat.'"

Der Schöne wird zum Biest

Der Mann, der das gemacht hat, ist der Dichter Jean Cocteau. Ende der 30er-Jahre ist der Junge aus betuchtem Hause ein Gesellschaftslöwe, unglaublich belesen und eloquent. Er schreibt Gedichte und Dramen, experimentiert mit den Möglichkeiten des Balletts, führt Regie, raucht Opium – und befindet sich an der Grenze zur Selbstzerstörung. 1937 trifft er den damals noch unbekannten Schauspieler Jean Marais, verliebt sich in den weitaus jüngeren hübschen Mann und beginnt, ihm Stücke auf den Leib zu schreiben.

Zunächst ist er nicht besonders erfolgreich damit. Marais ist noch zu unerfahren, um den Vorlagen gewachsen zu sein. Er wird von der Kritik zerrissen. Cocteau ist das egal, er besetzt ihn weiter. Und Marais entwickelt sich. Der Film "La Belle et la Betê" ("Die Schöne und das Biest"), für den Cocteau auf der Grundlage des Märchens von Madame de Prince Beaumont das Drehbuch schreibt und Regie führt, wird sein Durchbruch.

Liebe zum Ungeheuer

"Die Schöne und das Biest" handelt von einem verarmten Kaufmann, dessen Kinder bis auf eines missraten sind. Der Sohn ist ein Spieler und Tunichtgut, zwei Töchter sind zickig und arbeitsscheu. Nur eine – Bella – ist schön und liebenswert. Eines Tages wird dem Kaufmann eröffnet, seine Schiffe seien untergegangen. Doch als er hört, dass eines seiner untergegangen geglaubten Schiffe wieder aufgetaucht sei, reist er zum Hafen; vorher fragt er, was er den Töchtern mitbringen solle. Nur Bella ist bescheiden und wünscht sich lediglich eine Rose.

Die findet der Kaufmann, nachdem er sein Schiff von Gläubigern geplündert vorgefunden hat, auf dem Rückweg in einem Schloss in einem Zauberwald. Als er die Rose bricht, taucht der scheußlich anzusehende Schlossherr auf und verkündet dem Kaufmann, sich nur auslösen zu können, wenn er ihm eine seiner Töchter als Ehefrau überlässt. Bella verliebt sich in das Scheusal, das sich nach allerlei weiteren Turbulenzen in einen wunderschönen Prinz verwandelt.

Zauberhaft wird "Die Schöne und das Biest" nicht nur durch die poetischen Spezialeffekte, sondern auch durch die Kamera von Henri Alekan, der sich bei seiner Arbeit vom Licht der niederländischen Malerei im 17. Jahrhundert inspirieren lässt. Davon ist Regisseur Wim Wenders so begeistert, dass er Alekan, der eigentlich schon im Ruhestand ist, für "Der Himmel über Berlin" (1987) reaktiviert.

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