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Watson/Cricket entdecken Doppelhelix

28. Februar 1953 - Watson und Crick entdecken die Doppelhelix der DNA

Die DNA-Struktur gleicht einer elegant gedrehten Strickleiter: einer Doppelhelix. Diesen Aufbau des Erbmaterials entdecken James Watson und Francis Crick 1953. Die Vorarbeit einer Kollegin verschweigen sie allerdings.

1944 erscheint Erwin Schrödingers das Buch "Was ist Leben?". Das Grundlagenwerk des österreichischen Physikers inspiriert zahlreiche Wissenschaftler zum Thema Genetik. Darunter sind auch der US-amerikanische Zoologe James Watson und der britische Physiker Francis Crick. Die beiden arbeiten zusammen am Cavendish-Laboratorium der Universität Cambridge und haben ein gemeinsames Forschungsziel: die Struktur der DNA zu entschlüsseln.

Bekannt ist bereits, dass die Desoxyribonukleinsäure (DNA) - als Trägerin der Erbinformation von Lebewesen - aus vier Basen besteht. Diese vier Bausteine des Erbgutes sind die Basen Adenin (A) und Thymin (T) sowie Guanin (G) und Cytosin (C). Offen ist allerdings noch die Frage, wie das Erbmolekül aufgebaut ist.

Hinter dem Rücken von Rosalind Franklin

Watson und Crick basteln an Molekülmodellen, die aus Pappe, Draht und Schrauben bestehen. Dabei stützen sich die zwei Wissenschaftler auf die Forschungsergebnisse der britischen Biochemikerin Rosalind Franklin - die davon allerdings nichts weiß. Ihr Kollege Maurice Wilkins versorgt Watson und Crick hinter ihrem Rücken mit Unterlagen.

Auf der Basis von Franklins Forschungen gelingt es Watson und Crick am 28. Februar 1953, die Molekularstruktur der DNA aufzuklären: Das Erbmaterial ist in Form einer Doppelhelix aufgebaut - wie eine spiralförmig verdrehte Leiter, deren Sprossen jeweils aus einem Basenpaar gebildet werden. Im Freudentaumel stürzen Watson und Crick aus dem Labor in den nahe gelegenen Pub, bestellen reichlich Bier und verkünden den anderen Gästen: "Wir haben den Schlüssel des Lebens entdeckt!"

Watson und Crick entdecken die DNA-Doppelhelix (am 28.02.1953)

WDR ZeitZeichen 28.02.2023 14:58 Min. Verfügbar bis 28.02.2099 WDR 5


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Nobelpreis für Watson, Crick und Wilkins

Der US-Amerikaner und der Engländer sind sich sicher, das vielleicht wichtigste Puzzlestück zur Entschlüsselung auch des menschlichen Erbguts gefunden zu haben. Sie glauben zu wissen, nach welchem Prinzip sich Leben teilen und neu entstehen kann. Im April 1953 veröffentlichen sie ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift "Nature". Watson und Crick erwähnen zwar auch Franklin und Wilkins als Inspirationsquelle. Aber die konkrete Vorarbeit von Franklin wird von ihnen nicht gewürdigt.

Fast ein Jahrzehnt später erfährt auch die breite Öffentlichkeit, dass es sich um eines der bedeutendsten Ereignisse der Biologie des 20. Jahrhunderts handelt: 1962 werden Watson, Crick und Wilkins mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet. Das erlebt Franklin nicht mehr, sie ist vier Jahre zuvor an Krebs gestorben. Wieder schweigen die Nobelpreisträger über ihren Verdienst.

Genforschung ermöglicht

An der Stammkneipe der Pioniere wird eine Plakette angebracht, die an die Entdeckung der "Doppelhelix" erinnert. Seither nennen Molekularbiologen den einen Strang der Doppelhelix "Watson" und den anderen "Crick". Erst durch das Verständnis der DNA-Struktur sind Genforschung und sogenannte Gentherapie möglich geworden.

Autor des Hörfunkbeitrags: Jürgen Werth
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Februar 2023 an die Entdeckung der Doppelhelix. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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