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Buchcover: "Xerox" von Fien Veldman

Lesefrüchte

"Xerox" von Fien Veldman

Stand: 15.03.2024, 14:21 Uhr

Eine Frau verlässt die Provinz, um nach dem Studium in Amsterdam in einem Start-up zu arbeiten. Die schillernde, schöne neue Arbeitswelt entpuppt sich aber sehr schnell als seelenloser Alptraum.

"Xerox" erzählt aus dem Leben einer Büroangestellten. Eine namenlose Ich-Erzählerin sitzt tagtäglich allein in der Dachkammer eines Start-ups. Dort druckt und verschickt sie Kundenbriefe. Sie ist eine Einzelgängerin, die kaum Kontakt zu ihren Kolleginnen hat. Stattdessen erzählt sie ihrem Drucker von ihrem Leben mit all seinen Sorgen und Nöten.

Die anderen in der Firma heißen nur Marketing, PR oder Chef – und sind damit ausschließlich Funktionsträger ohne menschliche Eigenschaften. "Xerox" ist eine Abrechnung mit der gnadenlosen Arbeitswelt, in der Profit über allem steht. Da wundert es kaum, dass die Ich-Erzählerin ihrem Drucker mehr Vertrauen schenkt als den Menschen. Ihm erzählt sie von den Erlebnissen mit ihrer einzigen Freundin oder davon, dass sie aus der Provinz kommt.

"Xerox“ ist das Debüt der erst 33-jährigen niederländischen Schriftstellerin Fien Veldman. Die Erzählerin, die zu Beginn des Romans noch ziemlich schräg wirkte, wächst einem nach und nach ans Herz. Der Roman erzählt von einem entmenschlichten und entfremdeten modernen Leben, in dem der soziale Anpassungsdruck hoch ist.

Fien Veldman erzählt das lakonisch, in einer sehr klaren und nüchternen Sprache. Das ist manchmal beklemmend, bleibt jedoch immer humorvoll. Dabei – und das ist das eigentlich tragische – trifft die Autorin mit ihrer schonungslosen Gesellschaftsanalyse den Nagel auf den Kopf. Ein brillantes Debüt!

Eine Rezension von Barbara Geschwinde

Literaturangaben:
Fien Veldman: Xerox
Aus dem Niederländischen von Christina Brunnenkamp
Hanser Verlag, 2024
224 Seiten, 23 Euro