Die Schriftstellerin und der Architekt Max kennen sich schon ewig. Sie sind zusammen zur Schule gegangen; haben sich gegenseitig unterstützt und ergänzt, weil sie sehr unterschiedlich, fast komplementär sind. Beide sind Kinder alleinerziehender Mütter. Sie studieren und wohnen später in einer WG zusammen.
Eigentlich war die Erzählerin immer die Kranke. Doch nachdem Max‘ Onkel Selbstmord begeht, gleitet Max allmählich ab in eine Depression. Und plötzlich braucht der bisher doch immer Gesunde Hilfe. Die Freundschaft steht vor einer Zerreißprobe.
"Weltalltage" ist ein Roman über zwei Menschen, die mit Anfang 30 ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft suchen. Sie haben ihre Ausbildungen abgeschlossen, aber noch nicht die Antworten auf die Fragen nach Familienplanung und Karriere gefunden.
Der Ton des Romans ist einzigartig, da Paula Fürstenberg so schreibt, als versuche sie nur einen Roman zu schreiben. Sie hadert mit sich, ihrem Leben und Schreiben, und zunehmend auch mit der Freundschaft, über die sie schreibt. An all diesen Gedanken und innerlichen Zweifeln lässt sie die Leserinnen teilhaben.
Das erschafft eine große Nähe und Unmittelbarkeit. Sie strukturiert das Erlebte und die inneren Rechnungen in Listen, die auf den ersten Blick witzig, tatsächlich aber hintergründig und zutiefst lebensklug und menschlich sind.
Der Roman ist humorvoll und hintergründig, schonungslos offen und absolut lesenswert. "Weltalltage" ist schon jetzt meine absolute Leseempfehlung für das Jahr 2024.
Rezension von Barbara Geschwinde
Literaturangaben:
Paula Fürstenberg: Weltalltage
Kiepenheuer & Witsch, 2024.
320 Seiten, 23 Euro.
