Moldau, Sowjetunion, um 1980. Die siebenjährige Protagonistin Lastotschka wird von der allein stehenden Tamara Pawlowna aus dem Waisenheim nach Chişinău geholt, um bei der Arbeit zu helfen.
Mit dem Eintreffen in der Metropole öffnet sich ihr eine neue Welt. Kindsein ist darin nicht vorgesehen. Früh morgens ziehen die beiden los, Flaschen sammeln. Die neue Nachbarschaft ist eine bunte, beengte Hofgemeinschaft aus Kindern, allein erziehenden Müttern und skurrilen Unikaten. Ein ruppiges, doch recht intaktes Umfeld.
In 166 Mini-Kapiteln, meist nicht mehr als eine oder zwei Seiten lang, reiht Ich-Erzählerin Lastotschka, chronologisch aufsteigend, Episoden aus der nun folgenden Zeit bis zum Schulende.
Die betörende Sprache und eine verheißungsvolle Erzähltechnik machen aus "Der Garten aus Glas" ein superbes Buch, das 2019 mit dem Literaturpreis der Europäische Union ausgezeichnet wurde. Ernest Wichner übersetzt Tatiana Țîbuleac‘ majestätisches Kleinod gefühlvoll und poetisch.
Eine Rezension von Moritz Holler
Literaturangaben:
Tatiana Țîbuleac: Der Garten aus Glas
Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner
Schöffling & Co, 2023
271 Seiten, 25 Euro