Buchcover: "Das Geschäft der Toten" von Alain Mabanckou

Lesefrüchte

"Das Geschäft der Toten" von Alain Mabanckou

Stand: 15.09.2023, 11:46 Uhr

Liwa Ekimakingai heißt der knapp zwanzigjährige Held und Ich-Erzähler dieses in der kongolesischen Hafenstadt Pointe-Noire spielenden Romans. Das heißt hauptsächlich spielt er auf dem "Frère Lachaise" genannten Friedhof der Stadt. Denn Liwa ist tot.

Ein kleines Erdbeben holt ihn - jedenfalls glaubt er das - zurück ins Leben und er kann sich daran machen, seinen Tod aufzuklären. Denn dabei scheint es nicht mit rechten Dingen zugegangen zu sein.

Die makabre und humorvolle Erzählung Alain Mabanckous führt den toten Liwa vom Friedhof zunächst zurück in das Viertel, in dem er mit seiner Großmutter, einer Marktfrau, gelebt hat.

Er wird Zeuge der dreitägigen Trauerfeier um ihn und begleitet anschließend seinen eigenen Beerdigungsumzug durch das Armenviertel der kongolesischen Hafenstadt Stadt Pointe-Noir. Dabei schnappt er Gerüchte über merkwürdige, möglicherweise gewaltsame Umstände seines Todes auf.

Die Spuren führen ihn in die Diskothek Cérémonial. Dort verbrachte er mit einem Mädchen namens Adeline seine letzte Nacht. Wird er jetzt, als lebendiger Toter, Adeline wiederfinden und wird sie ihm erzählen, wer ihn umbrachte - und warum?

Mabanckou erzählt nicht nur eine humorvolle makabre Geschichte. Erzählerisch gekonnt verwebt er darin die gesellschaftliche Realität des heutigen, postkolonialen Afrikas.

Dabei zeigt sich, dass das Makabre seiner Geschichte keineswegs zufällig oder ein Kunstgriff ist, sondern ganz unmittelbar mit dieser Realität zu tun hat: Okkulte abergläubische Traditionen verbinden sich hier mit mörderischen politischen Machtkämpfen. Insofern ist "Das Geschäft der Toten" auch als ein spannender Polit-Thriller zu lesen.

Eine Rezension von Peter Meisenberg

Literaturangaben:
Alain Mabanckou: Das Geschäft der Toten
Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller
Liebeskind Verlag, 2023
272 Seiten, 22 Euro