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Hörbuchcover: "Die Postkarte" von Anne Berest

Hörbuch der Woche

"Die Postkarte" von Anne Berest

Stand: 02.06.2023, 14:07 Uhr

"Die Postkarte" ist ein reichhaltiges Hörbuch zu Judentum, Zeitgeschehen und Holocaust. Eine spektakuläre Mischung aus Geschichtsbuch, Biografie und Selbsterkundung.

2003 landet eine anonyme Postkarte in Familie Berests Pariser Briefkasten und mit ihr helle Aufregung. Darauf vier Namen von Anne Berests Urgroßeltern und Großeltern, in Ausschwitz ermordet. Tagelang rätselt man ergebnislos über die Karte.

Zehn Jahre später erwacht in Anne, nun Schriftstellerin, das Interesse für jenen Familienzweig der außergewöhnlichen Familie Rabinovitch, die 1919 Moskau gen Westen verließ. Anne Berests Beschäftigung mit ihrer Familie wird zu einer Zeitreise. Denn ihre Mutter Lélia erweckt in ihren Erzählungen die Welt der 1930er Jahre wieder zum Leben.

Geschickt vermischt Anne Berest geschichtlichen Faktenreichtum mit den konkreten biographischen Hintergründen ihrer Familie - anschaulich, mitreißend und lehrreich ist das. Während parallel die Suche von Ich-Erzählerin Anne nach der Herkunft der Postkarte läuft.

Es ist ein weiter Weg, bis sie eines Tages plötzlich die verblüffende Lösung in den Händen hält. Sprecherin Simone Kabst erweist sich als perfekte Stimme der französischen Autorin.

Filigran und elegant bewegt sich ihre konzentrierte Darbietung auf der Höhe der Komplexität und der Ernsthaftigkeit des Themas. Kabst schafft eine unnachahmliche Balance aus dokumentarisch-nüchternem Stil und abwechslungsreichem Voiceacting, ergreifend und ohne Pathos.

Eine Rezension von Moritz Holler

Hörbuchangaben:
Anne Berest: Die Postkarte
Gelesen von Simone Kabst
Aus dem Französischen von Amelie Thoma und Michaela Meßner
Osterwoldaudio, 2023
2 mp3-CD, 14 h und 15 min Laufzeit, 28 Euro

Buchvorlage erschienen im Piper Verlag, 544 Seiten, 28 Euro