Buch der Woche

"Paris-Trilogie" von Colombe Schneck

Stand: 03.05.2024, 13:11 Uhr

In ihrer Paris-Trilogie gibt Colombe Schneck in drei autofiktionalen Geschichten Einblicke in das Leben einer Frau, in ihre Weiblichkeit und körperliche Selbstbestimmung – in aller Offenheit.

"Siebzehn Jahre" heißt die erste der drei Erzählungen in der Paris-Trilogie. 17 ist zugleich das Alter, in dem die wohlbehütet aufgewachsene Ich-Erzählerin Colombe zum ersten Mal aus dem Paradies der Unbeschwertheit herauskatapultiert wird. Sie ist ungewollt schwanger, mitten im Abitur. Die zweite Prüfung ihres Lebens muss sie bestehen als ihre beste Freundin aus der Kindheit an Krebs erkrankt und stirbt. Dann, mit über 50 Jahren, begegnet sie der glücklichsten Liebe ihres Lebens und wird verlassen.

In der "Paris-Trilogie" sind drei abgeschlossene Erzählungen, Kurzromane beinahe, zusammengefasst, entstanden in den Jahren zwischen 2015 und 2021: "Siebzehn Jahre", "Zwei Bürgertöchte" und "Freischwimmen". Darin erzählt Colombe Schneck in selbstfiktionalisierter Form von einer Frau, die 1966 in eine linksliberale Familie der Pariser Bourgeoisie hineingeboren ist. Mit einem persönlichen Blick auf allgemeingültige, gesellschaftliche Bedingungen, betrachtet sie Fragen, die die Rolle der Frau betreffen.

An vielen Stellen erscheinen die drei Kurzromane wie humorvolle, sogar selbstironische soziologische Studien, die das Erleben von Klassengrenzen aus dem subjektiven Erleben heraus analysieren und sezieren. Colombe Schneck lehnt sich damit an den Stil einer jüngeren Annie Ernaux an, der sie die erste Erzählung im Band über ihre Abtreibung auch widmet.

Es ist eine ehrliche, selbstkritische Abrechnung mit einem gesellschaftlich privilegierten Leben, in das Schicksalsschläge eindringen. Dabei fehlen jedoch die existenziellen Sorgen. Es gibt Einblicke in die bourgeoise Welt der wohlhabenden Pariserinnen mit ihren ererbten Landhäusern für die Ferien und den Zweitwohnungen für die Geliebten. Die jüdische Herkunft spielt dagegen keine Rolle, die Familie ist nicht religiös.

Die Themen der "Paris-Trilogie" sind nicht neu. Sie sind allerdings sehr intim und berührend. Bemerkenswert ist die ehrliche und ungeschminkte Perspektive, die Colombe Schneck einnimmt. Offen und authentisch.

Eine Rezension von Barbara Geschwinde

Literaturangaben:
Colombe Schneck: Paris-Trilogie
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
Rowohlt Verlag, 2024
208 Seiten, 24 Euro