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Schwarz-weiß: Ottfried Preußler steht in den 70ern vor einem Bücherregal mit seinen eigenen Büchern.

Zum 100. Geburtstag von Otfried Preußler am 20.10.2023

"Ich bin ein Geschichtenerzähler" und "Gustav Leutel habe ich noch gekannt" von Otfried Preußler

Stand: 27.09.2023, 20:57 Uhr

Die kleine Hexe und der kleine Wassermann, der Räuber Hotzenplotz, Krabat -  Otfried Preußler hat der Kinder- und Jugendliteratur unvergessliche Figuren geschenkt. Viele haben ihren Ursprung in den Geschichten, die er selbst als Kind zu hören bekam. Auf diese und anderen Begebenheiten aus seinem Leben blickt Otfried Preußler in seinen Erinnerungen zurück.

Ausstrahlung:
WDR 3 Lesezeichen
vom 16. Oktober bis 20. Oktober 2023, 14.45 bis 15.00 Uhr.
WDR 3 Lesung am 21. Oktober 2023, 16.04 bis 17.00 Uhr.

"Wenn ich es recht bedenke, hat ein Buch den größten und nachhaltigsten Eindruck auf mich gemacht, das ich niemals zu Gesicht bekommen habe, weil es nur in den Beteuerungen meiner Großmutter existiert hat". Otfried Preußler wurde 1923 in eine Familie von Geschichtenerzählern hineingeboren. Seine Großmutter Dora, die er in "Ein Buch, das es nicht gegeben hat" porträtiert, erzählte in der Dämmerstunde Märchen, die sich mit jeder erneuten Wiedergabe leicht veränderten. Und der Vater, ein leidenschaftlicher Volkskundler, reiste durch die Dörfer der böhmischen Heimat und sammelte die Sagen und Geschichten, die man dort noch kannte. Aus diesem Fundus an Überlieferungen schöpfte Otfried Preußler sein Leben lang. In dem Kapitel "Die Kunst des Erzählens" berichtet er davon, wie er die Tradition des Erzählens als Grundschullehrer weiterführte und später als Autor für die Freiheit des Gesprochenen eine taugliche schriftliche Form finden musste. Vom naturnahen Aufwachsen in der waldreichen Umgebung seiner Heimatstadt Reichenberg erzählt Otfried Preußler in den Texten "Laßt uns in den Pilzwald gehen" und "Wenn die Stolpich Hochwasser führte".

Einen tiefen Einschnitt haben Kriegsdienst und russische Gefangenschaft im Leben Otfried Preußlers hinterlassen. Knapp 19 Jahre war er alt, als er 1942 eingezogen wurde, 1944 geriet er in Kriegsgefangenschaft. Nach fünf Jahren im Straflager fand Preußler durch Zufall seine aus Böhmen vertriebene Familie und seine Verlobte wieder und ließ sich im oberbayrischen Rosenheim nieder. Über die traumatischen Jahre an der Front konnte Preußler erst Jahre später schreiben: Seinen gefallenen Kameraden, die für ihn als lebensbegleitende Freunde gegenwärtig geblieben sind, setzt er ein Denkmal in dem Text "Haltet mir einen Platz frei in eurer Nähe drüben".

In seiner Erzählung "Doktor Kittels Höllenzwang" greift Otfried Preußler schließlich die Legenden auf, die sich um einen Heilkundigen ranken, der im 18. Jahrhundert im böhmischen Isergebirge gelebt hat.

Produktion: WDR 2023
Sprecher: Benno Schulz
Redaktion: Stefanie Laaser

Literaturangabe
Otfried Preußler, Michael Kimmerle, Francis Koenig, Susanne Preußler-Bitsch und Regine Stigloher: Ich bin ein Geschichtenerzähler

Thienemann Verlag

Otfried Preußler: Gustav Leutelt habe ich noch gekannt
Verlag Leutelt-Gesellschaft