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Album Review: Nia Archives – "Silence Is Loud"

Jungle der nächsten Generation

"Silence is Loud" – Debütalbum von Nia Archives

Stand: 24.04.2024, 13:04 Uhr

Nia Archives ist der Shooting Star der britischen Clubmusik. Die DJ, Produzentin und Songschreiberin zeigt auf ihrem Debütalbum "Silence is Loud", wie mutig und gefühlvoll Jungle im Jahr 2024 klingen kann, ohne die Verbindung zu den Roots des Stils zu verlieren.

Von Maike de Buhr

"Emotional Junglist" – so bezeichnet sich Nia Archives selbst. Und das bringt ihren Sound auf den Punkt. Die Mittzwanzigerin mischt eine gefühlvolle Komponente in Jungle, den britischen Ravesound der 90er. Geboren wurde sie selbst zwar erst, nachdem das Genre auf Warehouse-Parties populär wurde. Aber in ihrem Elternhaus - erst in Bradford, dann in Leeds - wuchs sie neben Reggae und Disco mit diesem Sound auf.  Seit 2020 bringt die Wahllondonerin ihre eigenen Produktionen raus. Jungle, auch mal mit Einflüssen aus Dub, Samba, Lo-Fi. Tracks, mit denen sie immer wieder für ekstatische Momente auf dem Dancefloor sorgt. Selbst Genre-Pionier Goldie ist Fan von ihr.

Jungle-Rrefreshment

Nia Archives revitalisiert Jungle für die 2020er. "Silence Is Loud" hat alles, was für den Sound typisch ist: Die massive Drumlastigkeit, Amen Break, Breakbeats, ein Tempo um die 170 BPM und wummernde Synthlines. Nia Archives führt die Tradition weiter, ergänzt sie mit ihrer gefühlvollen Stimme und streut 4-to-the-Floor Beat, noisy Gitarren oder Britpop-Anleihen dazu. Ihre melodiösen, schlagkräftigen Songs leben auch durch ihre nachfühlbaren Lyrics und ohrwurmverdächtigen, mitsingbaren Hooks.

Bewegt Herz und Beine

Es sind persönliche Texte von Liebe und Beziehungen. Einerseits zwischenmenschlicher Natur: Sie singt in "Nightmares2 von verhassten Ex-Beziehungen, im Titeltrack "Silence Is Loud" von der Sehnsucht nach einer geliebten Person – wenn diese nicht da ist, ist die Stille viel zu laut. Anderseits geht’s um ihr eigenes Innenleben. In "Crowded Roomz" besingt sie das Gefühl der Einsamkeit, das besonders dann auftaucht, wenn sie mit vielen Menschen zusammen ist. Und F.A.M.I.L.Y. handelt davon, mit der Familie zu brechen, weil sie sich nicht zugehörig fühlt. Nia Archives bringt mit ihren Songs Moodiness und Verletzlichkeit in den Jungle. Und das macht "Silence is Loud" zu einem großartigen Album, dass das Pop-Potenzial von Jungle aufzeigt, ohne die Gluabwürdigkeit zu verlieren.