João Gilberto sitzt mit verschränkten Beinen auf einem Hocker und hält seine Gitarre. Neben ihm sitzen drei leicht bekleidete Tänzerinnen mit Perlenketten und Federkopfschmuck.

Bossa Nova in Person

João Gilberto

Ein genialer, exzentrischer Gitarrist und Sänger und noch dazu Mitbegründer des Bossa Nova. Der Komponist Antônio Carlos Jobim steht für harmonische und melodische Neuerungen, João Gilberto für den Groove, den Gitarren-Stil und den ungewohnt leisen Gesang.

João Gilberto do Prado Pereira de Oliveira kommt am 10. Juni 1931 in Juazeiro, einem kleinen Provinznest im Bundesstaat Bahia, zur Welt. João interessiert sich für Musik, und nur dafür. Mit 14 Jahren fängt er an Gitarre zu spielen. Ein gutes Jahr später leitet er bereits eine Schülerband, die auf Hochzeiten und ähnlichen Anlässen spielt. Doch die große Karriere wird noch eine Weile auf sich warten lassen.

Charmant und unzuverlässig

Mit achtzehn geht João Gilberto nach Salvador da Bahia, um sich dem harten Wettbewerb der Radio-Talentshows zu stellen. Dort hört ihn ein Mitglied der Gruppe Garotos da Lua, die bei einem Rundfunksender in Rio de Janeiro engagiert ist. João Gilberto wird eingekauft, wir schreiben das Jahr 1950. Nach nur einem Jahr wird er gefeuert, weil er oftmals zu spät oder gar nicht erscheint. Unzuverlässig und launisch auf der einen Seite, charmant und espritgeladen auf der anderen - so schlägt sich der Lebenskünstler in Rio durch.

Erfinder einer neuen Gitarrenrhythmik

Luís Telles, der Chef der Gruppe Quitandinha Serenaders, nimmt sich seiner an und verfrachtet ihn nach Porto Alegre. In den Nachtclubs der Hafenstadt wird Gilberto zur Attraktion. Wenig später zieht er sich aus dem Nachtleben zurück und entwickelt durch monatelanges Experimentieren eine neue Gitarrenrhythmik, für die er das synkopische Geflecht aus der Batucada-Perkussion des Samba auf die Gitarre überträgt. Des weiteren bildet er eine unpathetische, fast flüsternde Gesangsweise heraus, die sich vom herkömmlichen Samba Canção absetzt.

Zusammenarbeit mit Jobim

Wieder in Rio trifft er auf den jungen Antônio Carlos Jobim mit dem er zunächst zwei Lieder aufnimmt: In "Chega de Saudade" und "Bim-Bom" zeigt sich ein neuer Stil, den später die ganze Welt Bossa Nova nennen wird. Drei legendäre Platten spielt das Team Gilberto-Jobim bis 1961 ein, mit ihnen wird der Kanon der Bossa Nova zementiert. 1962 reisen Bossa-Künstler erstmals in die USA. João Gilberto ist dabei, nimmt wenig später in New York mit seiner Frau Astrud, mit Jobim und dem Saxophonisten Stan Getz das Album "Getz Gilberto" auf, dessen Hit "The Girl from Ipanema" die Bossa um die Welt trägt.

Hang zur Reduktion

Von 1962 bis 1980 lebt Gilberto in den USA. Inzwischen ist er zum zweiten Mal verheiratet, mit Miucha, Chico Buarques Schwester. Ihre gemeinsame Tochter, Bebel Gilberto, ist mittlerweile selbst eine beachtete Sängerin. Seinen Hang zur Reduktion lebt João Gilberto bis heute aus: Am intensivsten auf seinem Album "João Voz E Violão" - nur er mit seiner Gitarre, ein Album voller Bossa Nova in ihrer reinsten Form.

Diskografie:

  • Chega De Saudade (1959, Odeon)
  • O Amor, O Sorriso E A Flor (1960, Odeon)
  • João Gilberto (1961, Odeon)
  • Amoroso (1977, Warner)
  • Brasil (1981, Emarcy)
  • João (1991, Universal)
  • Eu Sei Que Vou Te Amar (1995, Sony)
  • João Voz E Violão (2000, Verve)
  • In Tokyo (2004, Deutsche Grammophon)