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Album der Woche: Aron & The Jeri Jeri Band – "Dama Bëgga Ñibi (I Want To Go Home)"

Die Senegal-Neuseeland-Connection

"Dama Bëgga Ñibi (I Want To Go Home)" von Aron & The Jeri Jeri Band

Stand: 15.01.2024, 00:01 Uhr

Der senegalesische Sabar-Meister Bakane Seck und der neuseeländische Pianist und Produzent Aron Ottignon trafen in Berlin aufeinander. Durch die Pandemie saßen sie dort länger fest als geplant und bauten eine Brücke, die vom Jazz-Background des einen zur Mbalax-Musik des anderen führt.

Von Anna-Bianca Krause

Aron & The Jeri Jeri Bandc (I Want To Go Home)"

COSMO Album der Woche 15.01.2024 02:43 Min. Verfügbar bis 14.01.2025 COSMO


Aron Ottignon und Bakane Seck sind zwei Musiker mit außergewöhnlichen Talenten und Biografien. Der Neuseeländer Ottignon gilt als einer der besten Jazzpianisten seines Landes, er schrieb den Pianopart für Stromaes Megahit "Papaoutai", tourte mit Woodkid um die Welt und performte auf Russel Crows Hochzeit. Bakane Seck stammt aus einer Griot-Familie aus Kaolack, einer Region im Südosten Senegals, die berühmt ist für ihre Traditionen und Rhythmen auf der Sabar-Trommel. Die Sabar ist die das zentrale Instrument der senegalesischen Popmusik Mbalax. Wegen seiner Virtuosität und Technik an der Sabar war Seck zwölf Jahre Perkussionist des senegalesischen Superstars Baaba Maal, spielte mit Youssou N’Dour, Omar Pène und vielen anderen Größen der senegalesischen Musik. Ihre Gemeinsamkeiten: Beide stammen aus Musikerfamilien über viele Generationen hinweg und beide suchen den Dialog mit anderen Kulturen.

Begegnung in Berlin

Im Jahr 2018 zog Ottignon nach Berlin, im selben Jahr kam Bakane Seck auf der Suche nach neuen Kollaborationen in die deutsche Hauptstadt und besuchte den neuseeländischen Kollegen. In Ottignons Studio hörten sie gemeinsam Demoaufnahmen von Seck an, die er auf der Sabar-Trommel eingespielt hatte. Dabei entstand die Idee einer Brücke zwischen den musikalischen Backgrounds der beiden. Nach einer ersten Session in Dakar reiste Seck 2020 dann zu einem Album-Vorbereitungstreffen wieder nach Berlin und blieb dort ungeplant hängen, als der Lockdown kam und die Flughäfen geschlossen wurden. Ottignon, der selbst Sehnsucht hatte, weil er nicht zu seiner Familie nach Neuseeland konnte, kümmerte sich um Seck und andere senegalesische Musiker:innen, die in Berlin gestrandet waren. Nutzte die Zeit aber auch, um mit Seck das gemeinsame Projekt voranzutreiben. Weil Seck während der Proben so oft "Dama Bëgga Ñibi" sagte, fragte er ihn, was das bedeutet und bekam zur Antwort: "Ich möchte nach Hause". So kam der Albumtitel zustande.

Der Ringo Starr Senegals und der Piano-Wunderknabe

Bakane Seck ist ein Star im Senegal, Ottignon vergleicht seine Prominenz mit der eines Ringo Starr oder einem anderen Musiker der Beatles. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass im Senegal die Perkussionisten die Songwriter sind und ihre Rhythmen Allgemeingut, so bekannt wie hier "Jingle Bells" oder die Zauberflöte von Mozart. Ottignon wiederum war schon als Sechsjähriger ein Piano-Wunderknabe und bekam schon als Jugendlicher einen Award als "Bester Jazz-Pianist Neuseelands".

Baaba Maal und die anderen Stimmen

Für jeden Song hat Seck einen anderen Sänger, eine andere Sängerin aus seinem Heimatland ausgesucht, viele junge Vokalist:innen, einige im Senegal prominente Stimmen und einige Griots. Eine Stimme beeindruckender als die andere. Der einzige Weltstar unter den Vokalisten ist Baaba Maal. Er singt im Song "Teddoungal" mit seiner markanten Stimme von der Dankbarkeit dem Leben gegenüber. Diese Kollaboration ist für Aron Ottignon wie die Erfüllung eines Lebenstraums, hat er doch Baaba Maal und seine Band erstmals mit elf Jahren in seiner Heimatstadt Auckland live gesehen. Und sich dort schon mit der Musik und den Rhythmen Senegals infiziert. Doch erst 30 Jahre später ist aus dieser Faszination eine Kollaboration geworden und das gemeinsame Album mit Bakane Seck und seiner Jeri Jeri Band, einem losen Musikpool aus Perkussionisten aus Kaolack, mit denen er schon lange spielt.

Überraschende Fusion

Seck und Ottignon haben auf der Basis ihrer sehr unterschiedlichen Musik-Backgrounds versucht, zusammen zu finden und dabei einen einzigarten, immer wieder überraschenden und sehr intensiven Fusion-Stil kreiert. Da treffen Jazz, Funk, Dub, Reggae und mehr auf Griot-Gesänge und die Wolof-Sprache, auf Mbalax-Rhythmen und eine singende, sprechende Sabar-Trommel. Besonders schön, wenn Sabar-Trommel, Synthesizer und die karibische Steel Drum (gespielt vom britisch-karibischen Steel Drum-Wizzard Samuel Dubois) gemeinsam gespielt werden, wie im Song "Galdorée". Das Debütalbum von Aron & The Jeri Jeri Band ist eine großartige und überzeugende Kollaboration, doch Ottignon und Seck sind überzeugt davon, dass da noch einige weitere folgen werden, auf denen sie den senegalesisch-neuseeländischen Crossover zur Perfektion bringen.