Erwin Schulhoff war einer der vielseitigsten Komponisten seiner Generation. Geboren 1894 in Prag, wurde er als 7-Jähriger von Antonín Dvořák belobigt und unter anderem von Max Reger ausgebildet. Mit nicht einmal 50 Jahren wurde er Opfer der Nationalsozialisten: Er starb 1942 auf der Wülzburg, einer Festung in Bayern.
Nach Schulhoffs Überzeugung sollte Musik "in erster Linie durch Rhythmus körperliches Wohlbehagen, ja sogar Ekstase erzeugen, sie ist niemals Philosophie". Diese Grundhaltung machte den Komponisten offen für unterschiedlichste Einflüsse, so dass er sich vieler Genres, Stile und Techniken bediente. Fasziniert vom Dadaismus, hat er sich dieser Kunstrichtung eine Zeitlang zugewendet. Später kam die Zwölftontechnik hinzu – und vor allem auch der Jazz. Für seine Zeitgenossen war Schulhoffs Musik schwer einzuordnen, so viele Einflüsse schmolz er zu einem eigenen Klangkosmos zusammen. Ein Musikjournalist schrieb in den 1920er Jahren: "Schulhoff ist der Zeitgemäße. Vielleicht der Modemusiker von heute. Ein amüsanter, liebenswürdiger, witziger, spielerisch veranlagter, hochbegabter Künstler. Und ein wilder Temperamentsmusikant, ein Draufgeher." Das bestätigte Schulhoff in einem Brief an seinen Komponistenkollegen Alban Berg: "Ich habe eine außerordentliche Leidenschaft für modische Tänze, und es gibt Zeiten, da gehe ich Nacht für Nacht tanzen allein aus Begeisterung für den Rhythmus und aus unterbewusster Sinnlichkeit … das gibt meiner schöpferischen Arbeit einen phänomenalen Impuls".
Ein Beispiel für seine Kunstauffassung sind die Fünf Sätze für Streichquartett. Mit der Uraufführung präsentierte sich Schulhoff 1924 beim Fest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik im Kreis der damaligen Musikavantgarde. Die Orchesterbearbeitung von Manfred Honeck und Tomáš Ille unterstreicht die große Farbigkeit dieser von der Tanzmusik inspirierten Miniaturen.