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Edward Elgar an seinem Schreibtisch

Werkeinführung: Edward Elgar - Konzert e-Moll für Violoncello und Orchester op. 85

Von Otto Hagedorn

Symbiotisch. So war die Beziehung zwischen Edward Elgar und seiner Frau Alice. Ganz und gar zeittypisch hat sie ihn nach Kräften unterstützt. Aber Alice war für Elgar weitaus mehr als die Muse an seiner Seite. Sie war eine gleichberechtigte Partnerin auf Augenhöhe. Beide lernten sich 1886 kennen, als er ihr Klavierlehrer wurde. Da war Edward noch ein ambitionierter Nobody. Alice hingegen, die neun Jahre Ältere, hatte einige Jahre zuvor schon ihren ersten Roman publiziert. Kurz: Sie war eine Frau, zu der Elgar aufsah. Sie ihrerseits erkannte sein Potential. Und so heiratete sie gegen den Willen ihrer Familie diesen etwas linkischen, gesellschaftlich kaum beachteten Musiker. In den Jahren ihrer Ehe war sie ruhender Pol und treibende Kraft zugleich. Sie selbst dichtete weiterhin. Einige ihrer Texte hat Elgar auch vertont.

Schulter an Schulter erlebten die beiden Elgars Aufstieg zum meistgeehrten britischen Komponisten seiner Zeit: die großen Erfolge der "Enigma-Variationen", des Oratoriums "The Dream of Gerontius" und der "Pomp and Circumstance"-Märsche ebenso wie die Erhebung in den Ritterstand. Doch dann kam der Erste Weltkrieg – und mit den Verheerungen der Städte und der Menschen selbst lagen auch die humanistischen Ideale Europas in Trümmern. Noch schwerer belastete die Elgars ihre angegriffene Gesundheit: Edward musste sich einer Mandeloperation unterziehen, und Alice erkrankte lebensbedrohlich an Lungenkrebs. In dieser Zeit schwerer Sorgen schrieb Elgar mit dem Cellokonzert seinen großen Abgesang von der Welt, wie er sie kannte und liebte: eine Musik von ergreifender melancholischer Intensität. Nicht nur das Leben der Elgars, auch die Uraufführung am 27. Oktober 1919 stand nicht unter einem guten Stern. Albert Coates dirigierte im selben Konzert Alexander Skrjabins "Le Poème de l’Extase" und beanspruchte dafür den größten Teil der Proben. Das berühmte London Symphony Orchestra muss dann unter Elgars Leitung erschütternd schlecht gespielt haben. Dennoch haben sich die Qualitäten des Cellokonzerts schließlich durchgesetzt. Doch das war für Elgar kaum mehr als Schall und Rauch. Denn im Jahr nach der Uraufführung hatte er den Tod von Alice zu beklagen. Danach verstummte er als Komponist. Das Cellokonzert blieb Elgars letztes großes Werk.

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Edward Elgar: Cellokonzert e-Moll Op. 85

WDR 3 Meisterstücke 30.09.2018 10:11 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3


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