Emmanuel Macron lächelt und zeigt in Richtung Kamera

Westfälischer Friedenspreis für Macron

Stand: 03.03.2023, 20:00 Uhr

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron erhält den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens. Er wird die Auszeichnung Anfang 2024 in Münster entgegennehmen.

Der 45-jährige Macron ist bereits der zweite französische Staatspräsident, der geehrt wird, aber er ist der erste, der bei seiner Auszeichnung noch im Amt ist. 

2006, als Valéry Giscard d’Estaing den Preis erhielt, ging es auch um den Blick zurück - auf einen überzeugten "Baumeister Europas", den es zu ehren galt. Mit Macron als Preisträger schauen die Stifter der Auszeichnung nun auf die Zukunft Europas.

Macron ist ein "Diener der europäischen Idee"

"Emmanuel Macron stiftet mit seiner pro-europäischen Politik Frieden in Zeiten des Krieges. So gelingt es ihm trotz schwerer Verwerfungen mit der russischen Führung den Gesprächsdialog aufrecht zu erhalten und damit im Sinne des westfälischen Friedensschlusses von 1648 zu handeln", heißt es in der Begründung der Jury

So hatte er sich kürzlich erst gegen einen kompletten Kollaps Russlands im Ukrainekrieg ausgesprochen und dafür auch Kritik erhalten. Doch Macron stellte klar, das Ziel des Westens könne es nicht sein, Russland zu vernichten.

"Signal der Einigkeit" ist wichtig

Macron vertrete fest verankerte Werte Europas und sei ein "Kämpfer für Freiheit, Frieden und Europa", so die Jury weiter. Er setzt auf Zusammenhalt. Das zeigt auch die von ihm vorangetriebene "Europäische Politische Gemeinschaft". Die Idee dahinter ist es, zum Beispiel auch EU-Beitrittskandidaten, -Bewerber und Ehemalige wie Großbritannien wieder enger an die europäische Idee zu binden.

Beim Gründungstreffen im Oktober 2022 sagte Macron: "Zunächst einmal geht es darum, dass unser Europa ein Signal der Einigkeit sendet. Und dann geht es darum, egal, ob EU-Mitgliedsland oder nicht, dass eine gemeinsame Strategie ausgearbeitet wird."

Auch Deutsch-Polnisches Jugendwerk wird ausgezeichnet

Der mit 100.000 Euro dotierte Internationale Preis des Westfälischen Friedens wird traditionell geteilt. Die zweite Hälfte der Auszeichnung geht dabei immer an eine Jugendorganisation: diesmal ist es das Deutsch-Polnische Jugendwerk.

Die Organisation, die von den Regierungen beider Länder getragen wird, ermöglicht seit 1991 Begegnungen von deutschen und polnischen Jugendlichen in ganz unterschiedlichen Bereichen. So gibt es etwa Kultur-, Sport- oder Umweltprojekte. Aber auch die gemeinsame Geschichte beider Länder steht im Mittelpunkt.

Blick über den Tellerrand

Mehr als drei Millionen junge Menschen haben bislang an gut 80.000 Projekten teilgenommen. Dabei wird schon lange auch ein Blick über den Tellerrand geworfen. Das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen schließt auch Jugendliche anderer Länder ein.

Seit mehr als zehn Jahren finden viele solcher Begegnungen auch mit jungen Menschen aus der Ukraine statt. Ein Netzwerk, das sich in Kriegszeiten als starker Schutzraum etwa für geflüchtete Jugendliche erwiesen hat.

Jubiläum des Westfälischen Friedens

Die Statue des Westfälischen Friedenspreises, ein Pferd

Erstmals wurde der Westfälische Friedenspreis 1998 verliehen

Die aktuelle Auszeichnung stellt eine Besonderheit in der Geschichte des Preises dar - nicht nur weil Europa aktuell wieder einen Krieg erlebt. Der Westfälische Friedensschluss von 1648, der in Münster und Osnabrück den 30-jährigen Krieg beendet, jährt sich zum 375. Mal. 

Die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe, ein Zusammenschluss von Unternehmern aus der Region, hat den Preis zum 350. Jahrestag ins Leben gerufen. Seitdem wurden Persönlichkeiten wie die Altkanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl und der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan geehrt. 

Friedenskonferenz in Münster

In diesem Jahr wollen die Preisstifter auch die Bühne für einen internationalen Friedensdialog bieten. Am 9. September 2023 sollen führende Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Münster zu einer Konferenz zusammenkommen. So wie die Gesandten vor 375 Jahren.

Die Verleihung des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens an Emmanuel Macron und das Deutsch-Polnische Jugendwerk folgt dann Anfang 2024 - ebenfalls im Historischen Rathaus in Münster. 

Über dieses Thema berichten wir am 03.03. im WDR Hörfunk und im Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr.

Preis des Westfälischen Friedens: Die bisherigen Preisträger

In der Regel verleiht die Wirtschaftliche Gesellschaft den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens alle zwei Jahre und zeichnet damit besonderes Engagement für nachhaltigen Frieden und internationale Verständigung aus. 

Tschechiens Präsident Vaclav Havel gibt am 02.02.2002 in Prag eine Pressekonferenz

Der erste Preisträger: der Schriftsteller und ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel. Gemeinsam mit der Jugendorganisation Gesto por la Paz erhielt er 1998 den Preis des Westfälischen Friedens.

Der erste Preisträger: der Schriftsteller und ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel. Gemeinsam mit der Jugendorganisation Gesto por la Paz erhielt er 1998 den Preis des Westfälischen Friedens.

2000 war Preisträger der Altbundeskanzler Helmut Kohl, zusammen mit dem Ekola-Gymasium aus Breslau und dem Conrad-von-Soest-Gymnasium aus Soest.

Die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag, Carla del Ponte. Sie und die Jugendorganisation "Schüler helfen Leben" haben den Preis 2002 bekommen.

Im Jahr 2004 wurde der Dirigent Kurt Masur ausgezeichnet.

In selben Jahr erhielten die Sternsinger für ihr Engagement den Preis für die Jugendorganisation.

Der ehemalige Staatspräsident Frankreichs, Valéry Giscard d'Estaing, erhielt 2006 den Preis. Außerdem wurden die Jugendlichen der von Bodelschwinghschen Anstalten aus Bielefeld-Bethel für ihre Arbeit geehrt.

Er war Generalsekretär der Vereinten Nationen: Kofi Annan. Für seine Leistung wurde ihm 2008 der Friedenspreis überreicht. Den Jugendpreis bekam das Libanon-Projekt der Gemeinschaft Junger Malteser.

2010 ging der Preis des Westfälischen Friedens an den Dirigenten Daniel Barenboim.

Zusammen mit ihm wurde sein Orchester, das West Eastern Divan Orchestra, ausgezeichnet. In dem Orchester spielen junge Musiker aus Israel und Palästina gemeinsam.

Altbundeskanzler Helmut Schmidt wurde im Jahr 2012 für seine Arbeit ausgezeichnet. Preisträger bei den Jugendorganisationen war "Children for a better world".

2014 wurde zum ersten Mal keine Einzelperson ausgezeichnet, sondern die Besatzung der International Space Station, kurz ISS.

Für die ISS kam unter anderem stellvertretend der ehemalige Astronaut Thomas Reiter.

Den Preis erhielt außerdem die Jugendarbeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Präsident Markus Meckel hielt die Laudatio.

Der jordanische König Abdullah II ibn Al Hussein hat 2016 den Preis für seine Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben im Nahen Osten erhalten.

Er teilte sich den Preis mit den Jugendlichen der "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste".

Mit den baltischen Staaten wurden 2018 erstmals Länder und nicht politische Persönlichkeiten ausgezeichnet: Die Präsidentinnen von Litauen und Estland, Dalia Grybauskaitė und Kersti Kaljulaid, sowie der lettische Präsident Raimonds Vējonis nahmen die Auszeichnung entgegen.

Die andere Hälfte des Preises ging 2018 an die internationale Bewegung der Pfadfinder.

Der Preis des Westfälischen Friedens ging 2020 an den früheren Ministerpräsidenten von Griechenland, Alexis Tsipras, und den damaligen Ministerpräsidenten von Nordmazedonien Zoran Zaev. Bei der Verleihungszeremonie im August 2021 wurde ihre Beilegung des Mazedonienstreites gewürdigt.

Als Jugendorganisation wurde die Baumpflanz-Initiative "Plant-for-the-Planet" ausgezeichnet. Gründer Felix Finkenbeiner und Mitstreiterin Jana Reiter nahmen den Preis entgegen.

Europäisches Zeichen Richtung Ost und West: Der französische Präsident Emmanuel Macron erhält den Preis des Westfälischen Friedens 2023, die Verleihung findet 2024 statt. Den Jugendpreis erhält das Deutsch-Polnische Jugendwerk, das sich für die Vermittlung der europäischen Freundschaft beider Länder einsetzt und sich für ukrainische Jugendliche und Familien engagiert.

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