Muss die MS Colorado den Duisburger Innenhafen verlassen?

Lokalzeit aus Duisburg 31.01.2024 03:16 Min. Verfügbar bis 31.01.2026 WDR Von Michael Jung

Duisburg Hafen: Ex-Yacht von früherer Kölner Rotlichtgröße soll weg

Stand: 31.01.2024, 16:09 Uhr

Erst Kriegsschiff, dann Protz-Yacht der Kölner Rotlichtgröße „Schäfers Nas“. Und seit dreieinhalb Jahren Hausboot eines Duisburger Paares in der Duisburger Innenhafen-Marina. Nun sollen sie den Hafen verlassen.

Von Michael Jung

In dem städtischen Sportboothafen ist das 23-Meter-Schiff inzwischen unerwünscht. Seit heute (31.01.2024) befasst sich das Landgericht Duisburg mit dem Streit.

Gründe werden nicht genannt

Das 80 Jahre alte Schiff mache ja "optisch nicht den besten Eindruck", sagt Marina-Anwalt Rainer Enzweiler vor der 7. Zivilkammer. Es ist das erste Mal, dass Birgit Steinich und Sascha Rösler gesagt bekommen, warum sie und ihre „Colorado“ die Marina verlassen sollen. Ihr Anwalt Dirk Grotstollen dagegen vermutet: „Da stecken andere Gründe dahinter!“ Welche, vermag er nicht zu sagen. Die städtische Marina-Betreibergesellschaft Octeo will sich auch gegenüber dem WDR nicht äußern.

Kriegsschiff als Fotomotiv

Für Spaziergänger hat sich die „Colorado“ in den vergangenen Jahren zum beliebten Fotomotiv im Duisburger Innenhafen entwickelt. Schon wegen seiner Größe und Form fällt das Schiff auf – und viele kennen inzwischen auch seine Geschichte: 1944 wurde es als Kriegsschiff gebaut, um abgeschossene Übungstorpedos einzufangen.

Protz mit goldenen Wasserhähnen

Es ist ein Boot mit schillernder Geschichte: Erst Kriegsschiff, dann Protz-Yacht der Kölner Rotlichtgröße „Schäfers Nas“. Und seit dreieinhalb Jahren Hausboot eines Duisburger Paares in der Duisburger Innenhafen-Marina.

Der berüchtigte Bordellkönig auf seinem Mooreiche-Bett

Später baute der Kölner Bordellkönig „Schäfers Nas“ das Schiff für zwei Millionen Mark repräsentativ um: Mit goldenen Wasserhähnen, angeblich schusssicherer Schlafzimmertür und einem riesigen Bett im Bug, das von geschnitzten Mooreiche-Tafeln umrandet ist. Nach Heinrich Schäfers Tod wurde das Schiff zwangsversteigert, galt eine Weile als verschollen und landete schließlich im Duisburger Innenhafen.

Nicht das einzige Wohn-Boot

Es ist ein Boot mit schillernder Geschichte: Erst Kriegsschiff, dann Protz-Yacht der Kölner Rotlichtgröße „Schäfers Nas“. Und seit dreieinhalb Jahren Hausboot eines Duisburger Paares in der Duisburger Innenhafen-Marina.

Heinrich Schäfer, genannt Schäfers Nas

Dort hatten Birgit Steinich und Sascha Rösler die „Colorado“ entdeckt und vor dreieinhalb Jahren als Hausboot gekauft – für sie ein Lebenstraum. Der Hafenmeister hatte ihnen damals sogar eine Bescheinigung ausgestellt, mit der sie ihren Wohnsitz auf dem Wasser amtlich anmelden konnten. Das bestätigte er heute im Zeugenstand. Ebenso, dass neben der Colorado mindestens acht weitere Boote im Innenhafen bewohnt werden.

Anwalt: "Faktische Enteignung"

Es ist ein Boot mit schillernder Geschichte: Erst Kriegsschiff, dann Protz-Yacht der Kölner Rotlichtgröße „Schäfers Nas“. Und seit dreieinhalb Jahren Hausboot eines Duisburger Paares in der Duisburger Innenhafen-Marina.

Birgit Steinich und Sachsa Rössler auf ihrem Schiff

Doch jetzt der Rauswurf. Gegen einen Kompromiss wehrt sich das Eignerpaar vor Gericht: „Wir wollen nicht einfach nur mehr Zeit – wir wollen bleiben!“, sagt Birgit Steinich. Ausserdem sei es unmöglich, in einem anderen Hafen in der Region einen Wohn-Liegeplatz für ein 23-Meter-Schiff zu bekommen. Ihr Anwalt spricht sogar von einer „faktischen Enteignung“. In drei Wochen wird das Urteil über die Räumungsklage verkündet. Die beiden Bootseigner stellen sich darauf ein, dass der juristische Streit weiter gehen wird.

Quelle: -Autor

Über dieses Thema berichtet der WDR am 31.01.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Duisburg und im Radio auf WDR 2. 

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