Christian Pape mit einer Gruppe in einem Festsaal.

Kein Karnevalsscherz: Entertainer Pape erobert Wegberger Rathaus

Stand: 19.02.2024, 20:40 Uhr

Der bekannte Karnevalist und Entertainer Christian Pape wird neuer Bürgermeister der 30.000-Einwohner-Stadt Wegberg (Kreis Heinsberg). Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag erhielt der 50-Jährige ohne Parteibuch 72,9 Prozent der Stimmen. wdr.de sprach mit dem Künstler über Politik und Humor.

wdr.de: Herr Pape, was macht ein Unterhaltungskünstler an Tag eins nach seiner Wahl zum Bürgermeister?

Pape: "Ich muss ehrlich zugeben, ich habe zehn Monate rund um die Uhr wirklich mein letztes Hemd für die Sache gegeben. Und die letzten 45 Minuten vor Verkündung des Wahlergebnisses waren körperlich und mental unheimlich anspruchsvoll. Man ist dann in einer Situation, in der man nichts mehr machen kann. Und dann steigt der Druck so extrem. Ich war danach vollkommen fertig. Deshalb: Ich erhole mich heute."

wdr.de: Vor Kurzem noch auf der Karnevalsbühne und jetzt schon bald Chef im Rathaus - wie waren die Reaktionen?

Pape: "Das ging am Sonntag schon los. Da kommt eine Flut an Gratulationswünschen, an Einladungen, der Landrat hat mich eingeladen, benachbarte Bürgermeister, aber auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Ich habe jetzt noch Karneval gespielt, im Januar und Februar in Köln und in Düsseldorf. Von da kriegt man überall Gratulationswünsche. Und ich möchte natürlich alles persönlich beantworten."

wdr.de: Politik ist ja eigentlich ein ernstes Geschäft, da gibt es in der Regel nicht viel zu lachen. Was ändert sich im Wegberger Rathaus, wenn jetzt ein Entertainer wie Sie die Amtsgeschäfte übernimmt?

Pape: "Bei mir steht die Empathie für die Menschen im Mittelpunkt. Das ist das, was mich reizt, deswegen bin ich als parteiloser Kandidat gestartet. Mich reizt nicht das Amt, sondern die Sache an sich. Ich möchte mit meinem Unternehmergeist, mit meiner Kreativität, mit meinem Netzwerk meine Heimatstadt als innovative, als mutige Stadt entwickeln. Die Kommunikation wird bei mir im Mittelpunkt stehen. Ich habe auch während des Wahlkampfes immer ein Versprechen zu 100 Prozent und mit gutem Gewissen geben können: Ich werde so nah bei den Menschen sein wie vor mir noch niemand."

wdr.de: Braucht Politik mehr Humor?

Pape: "Humor ist ein wunderbares Vehikel, um Türen zu öffnen. Und wenn man dann noch die Bühnenerfahrung hat, und die Empathie für Menschen. Wenn man mit Worten gewohnt ist, Menschen zu begeistern, zu sensibilisieren, dann kommt einem das vor allem in der Kommunalpolitik zugute. Da bin ich ganz fest von überzeugt. Natürlich muss ich zusätzlich meine Hausaufgaben machen, mich inhaltlich einarbeiten. Aber ich bin jetzt so in den entscheidenden Themen drin, dass ich auf alle Fragen wechseln kann und konnte."

wdr.de: Was steht auf Ihrer to-do-Liste ganz oben?

Pape: "Die Verwaltung wird zu einer bürgerfreundlichen Verwaltung, in der Dienstleistung an erster Stelle steht. Also es soll ganz klar sein, das ist mein Naturell, das habe ich im Blut: Die Verwaltung soll für die Menschen da sein, die Wegbergerinnen und Wegberger als Kunden ansehen und nicht als Bittsteller, für die wir uns Tag für Tag immer wieder aufs Neue einsetzen. Und: Ich werde nicht Politker spielen, ich bleibe Christian Pape."

Das Interview führte Petra Brönstrup.