Neuer Nachtbürgermeister in Wuppertal abgesetzt

03:15 Min. Verfügbar bis 17.08.2024

Nach Streit um Nachtbürgermeister: Drohungen gegen Kommunalpolitiker

Stand: 17.08.2023, 17:25 Uhr

Der Streit um den entlassenen Nachtbürgermeister für die Ausgehviertel im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld hat eine neue Wendung genommen. Jetzt bedroht die autonome Szene einen Kommunalpolitiker.

Von Lutz Polanz

Der SPD-Kommunalpolitiker Thomas Kring hatte kritisiert, dass der Nachtbürgermeister Thomas Roeber wegen seiner Nähe zu den Autonomen nicht ausgleichend zwischen Gastwirten, Anwohnern, Gästen und Polizei vermitteln könne.

Das wiederum hat die Autonomen auf den Plan gerufen. Sie drohten ihm in einem öffentlichen Schreiben an, er werde von allen Seiten "richtig Druck kriegen". Er werde nicht mehr viel Spaß im Viertel haben.

Negative Google-Bewertungen

Bezirksbürgermeister Thomas Kring

Bezirksbürgermeister Thomas Kring

Thomas Kring ist ehrenamtlicher Bezirksbürgermeister und im Hauptberuf Weinhändler. Er fürchtet jetzt um seine Existenz. In dem Schreiben der autonomen Szene war von einem Boykott seines Geschäfts die Rede. In den vergangenen Tagen hat er bereits vermehrt negative Google-Bewertungen für seinen Laden im Wuppertaler Luisenviertel bekommen.

Strafanzeige gegen Unbekannt

Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat am Dienstag Stafanzeige gegen Unbekannt gestellt. "Menschen zu bedrohen, ist im Zusammenspiel der unterschiedlichen Gruppen unserer Stadtgesellschaft absolut nicht akzeptabel", sagte das Stadtoberhaupt. Er appellierte an die Autonomen, "eine weitere Eskalation, die niemandem nutzt, zu vermeiden und zur Sachebene zurückzukehren“. Der Staatsschutz der Wuppertaler Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

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Thomas Roeber war erst seit Mitte August im Amt. Er sollte als Vermittler in den Amüsiervierteln Wuppertals für mehr Ruhe sorgen. Und so als Bindeglied zwischen Anwohnern, Nachtschwärmern, Ordnungsamt und der Polizei dienen. Nach zwei Tagen wurde er wieder entlassen, nachdem Kommunalpolitiker von SPD und CDU den Sozialpädagogen massiv kritisiert hatten.

Nähe zur Autonomen Szene

Ein Kritikpunkt war Roebers Rolle als Sprachrohr des Autonomen Zentrums in Wuppertal. Das habe befürchten lassen, dass eine gute Zusammenarbeit mit den Ordnungsbehörden und der Stadt gefährdet war, sagt SPD-Kommunalpolitiker Soufian Goudi. Auch Jürgen Knorr von der Wuppertaler CDU hatte Bauchschmerzen mit der Personalie: „Ich hätte ihn nicht ausgewählt“.

Thomas Roeber hatte darin kein Problem gesehen. Er sei privat ein politischer Mensch, als Nachtbürgermeister dagegen Ansprechpartner für alle Seiten.

Protest gegen Moschee-Neubau

Seit 2019 sei er nicht mehr selbst aktiv im Autonomen Zentrum, sagt Roeber. Doch zuletzt gab es Streit, vor allem wegen des Neubaus einer DITIB-Moschee in Wuppertal. Das Autonome Zentrum müsste dafür an eine andere Stelle umziehen. Im Sommer trat der 34-jährige in dieser Sache für das Autonome Zentrum bei einem WDR-Stadtgespräch als Sprecher auf, allerdings unter falschem Namen.

Das Autonome Zentrum soll umziehen

Autonomes Zentrum in Wuppertal

Er sei damals nur für jemand anderen eingesprungen. Das Autonome Zentrum habe ihn wegen seiner rhetorischen und diplomatischen Fähigkeiten gebeten, als Vermittler aufzutreten. Und den falschen Namen habe er nur verwandt, um Verwirrung zu vermeiden, erklärt Roeber. Doch genau die gibt es jetzt deswegen.

Ärger nach Ratsentscheid

Als der Rat der Stadt Wuppertal im Juni dem Bau der Moschee trotz der Proteste zustimmte, gab es nach der Sitzung dann die ausschlaggebenden verbalen Angriffe auf Stadtverordnete und städtische Bedienstete.

Zeichnung der geplanten Moschee

Zeichnung der geplanten Moschee

Im Interview mit dem WDR gab Thomas Roeber zu, Worte wie „Schäm dich, du Arschloch" benutzt zu haben. Er sei mit der politischen Entscheidung nicht einverstanden gewesen, aber eben als Privatperson. "Wenn das einigen Leuten auf die Füße gefallen ist, tut es mir leid", erklärte er im WDR-Interview.

Stadt zieht Reißleine

Auch wenn der Nachtbürgermeister nicht bei der Stadt Wuppertal direkt angestellt ist, sondern beim Internationalen Bund, kurz IB, stellte Stadtdirektor Stefan Kühn klar, dass Thomas Roeber nicht weiter in der Funktion des Nachtbürgermeisters tätig sei. Er begründete das mit den nun vorliegenden neuen Erkenntnissen.

Die Stelle des Nachtbürgermeisters soll nun erneut ausgeschrieben werden.

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