QR-Codes auf Friedhöfen in Wuppertal und Remscheid

Stand: 20.11.2023, 20:00 Uhr

In Wuppertal und Remscheid gibt es Versuche, die Geschichten der Toten oder auch die Geschichte der Bestattung selbst ans Licht zu holen - mit ganz modernen Mitteln.

Von Helge Rosenkranz

Auf dem Friedhof Sankt Antonius in Wuppertal Barmen liegt die Grabstätte von Bernhard Letterhaus, einem Wuppertaler Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Seine sterblichen Überreste sind dort nicht begraben. Letterhaus wurde, wie viele weitere Vertreter der Gruppe des 20. Juli, in Berlin-Plötzensee hingerichtet, seine Asche verstreut.

Über sein Leben und Sterben gibt eine kleine Tafel mit einem QR-Code Auskunft, die an der Grabstätte angebracht ist. Lebenslauf, Briefe, eine Audio-Datei, in der ein Sprecher die Lebensstationen von Bernhard Letterhaus vorliest, untermalt mit Musik.

Eine App gegen das Vergessen

QR Code Friedhof

Die QR-Codes lassen sich einfach mit dem Handy scannen.

Der frühere Wuppertaler Pfarrer Michael Grütering hatte die Idee zu der kleinen Erinnerungstafel und den Informationen, die sich dahinter verbergen. Die "Stiftung Seelsorge" der Grütering vorsteht, hat das Vorhaben verwirklicht, ebenso wie die Erinnerungstafeln für weitere Frauen und Männer in Wuppertal, die Bedeutendes geleistet haben. Oft liefern Schüler die Texte, die über die dort Begrabenen informieren.

Informationen über Begräbniskultur

Die Stadt Remscheid hat beim Thema "Erinnerungskultur auf Friedhöfen" ein etwas anderes Ziel. Dabei geht es mehr um die unterschiedlichen Rituale der Bestattung. Auf dem Parkfriedhof im Stadtteil Bliedinghausen liegen Grabstellen für Christen, Juden, Muslime und für Kriegstote des Zweiten Weltkriegs.

QR Code Friedhof

Hinter vielen QR-Codes befinden sich die Lebensläufe der Verstorbenen.

Auch dort gibt es Stelen mit QR-Codes, die zum Beispiel die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Begräbnissen im Islam und im Judentum schildern: Bei Muslimen zeigt das Gesicht des Toten immer nach Mekka. Im Islam und im Judentum sind nur Erdbestattungen erlaubt. Auf ein jüdisches Grab legen Besucher statt Blumen kleine Steine.

Friedhof als Parklandschaft und Ausflugsziel

Für die Stadt können Friedhöfe viel mehr sein als nur ein bloßes Gräberfeld -  Parklandschaften, vielleicht sogar Ausflugsziele, Orte der Begegnung unterschiedlicher Kulturen. Und dabei schmale Grenzen einhalten. Die Stadt wolle keine Leute, die über den Friedhof wandern und nur auf ihr Handy starren. Aber mit moderner Technik den Blick erweitern auf Wissenswertes, das die Erinnerung auf dem Grabstein allein nicht wiedergeben kann.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 20.11.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Bergisches Land und im Radio auf WDR 2.