Priester adoptiert Geflüchteten

Lokalzeit aus Aachen 07.09.2023 Verfügbar bis 07.09.2025 WDR Von Sophia Naim

Priester adoptiert Geflüchteten

Stand: 07.09.2023, 12:01 Uhr

Mit 85 Jahren wird Herbert Käfer aus Schleiden Gemünd Vater: Der Priester im Ruhestand hat vor Kurzem einen 39-Jährigen aus Eritrea adoptiert. Tesfay T. ist vor zehn Jahren aus seiner Heimat geflüchtet.

Von Sophia Naim

Vor neun Jahren hat sie das Schicksal zusammengebracht: Als bei Herbert Käfer damals die Erdgeschoss-Wohnung in seinem Haus frei wurde, wollte er sie gerne an einen Flüchtling vermieten. "Ich weiß, wie schwierig sie es bei der Wohnungssuche haben", erzählt er. Die Flüchtlingshilfe Regenbogen Schleiden e.V. vermittelte den damals 30-jährigen Tesfay T.

Jahrzehntelange Flüchtlingsarbeit

Tesfay erlebte, wie sehr sich Herbert Käfer für Flüchtlinge engagierte. Vielen half er bei Anträgen, der Arbeits- und Wohnungssuche oder einfach mit einem offenen Ohr. In seiner Zeit als Priester bekam Herbert Käfer unter anderem dafür den Aachener Friedenspreis.

Auch im Ruhestand engagiert er sich weltweit für Misereor-Projekte. Tesfay sagt über ihn: "Ich habe gemerkt, dass er ein gutes Herz hat, deswegen war er sowieso eine Art Papa für mich". Es entsteht eine tiefe Verbundenheit.

Die Flut schweißt sie zusammen

Ein durch die Flut zerstörtes Zimmer während der Renovierung.

Ein durch die Flut zerstörtes Zimmer während der Renovierung.

Ein Erlebnis schweißt die beiden noch enger zusammen: Als vor zwei Jahren die Flut die Erdgeschoss-Wohnung komplett zerstört. Tesfay wird im Schlaf von den Wassermassen überrascht. Als er auf seinem schwimmenden Bett wach wird, hat er zunächst das Gefühl, wieder im Mittelmeer auf seinem Fluchtboot zu sein.

Er kann sich gerade noch aus dem Fenster retten. "Aber ich musste unbedingt zurück, um nach meinem Papa zu schauen. Ich konnte ihn doch nicht allein lassen". Herbert Käfer lacht: "Da habe ich gemerkt, wie wichtig ich ihm war. Es hat mich sehr berührt, dass er unter Lebensgefahr zurückgekommen ist, um zu schauen, was er machen kann."

Ein besonderes Geschenk

Priester Herbert Kaeufer hält ein Dokument in der Hand.

Priester Herbert Kaeufer

Tesfay hat monatelang geschuftet, um die Wohnung komplett zu sanieren. Auch deswegen will Herbert Käfer, dass er durch die jetzige Adoption für immer im Haus bleiben kann. Seit einer Corona-Infektion ist der 85-Jährige gesundheitlich angeschlagen. Er weiß: Ohne Tesfay müsste er in ein Heim. "Jetzt habe ich betreutes Wohnen in meiner eigenen Wohnung, Tesfay kommt vor und nach der Arbeit zu mir und fragt, ob alles ok ist, ob er was für mich besorgen kann".

Für Herbert Käfer sind Flüchtlinge schon immer eine Bereicherung gewesen, aber die Begegnung mit Tesfay, sagt er, sei wohl ein besonderes Geschenk. Und ein Weiteres kommt bald noch dazu: Tesfays Frau, die mittlerweile nachkommen konnte, ist schwanger. So wird Herbert Käfer innerhalb eines Jahres Papa und Opa - das können wohl nicht Viele von sich behaupten!

Über dieses Thema berichten wir am 07.09.2023 auch im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Aachen um 19:30 Uhr.