Ford will 2.900 Stellen in Köln abbauen - bis Ende 2027
Stand: 21.11.2024, 06:57 Uhr
Der US-Autobauer Ford will bis Ende 2027 europaweit rund 4.000 Arbeitsplätze streichen - allein 2.900 davon in Köln. Hier gibt es bereits Kurzarbeit, die auch im neuen Jahr ausgeweitet werden soll.
Von Jens Gleisberg
Am gestrigen Mittwoch kam die schockierende Nachricht: Da hatte der Autobauer verkündet, dass am Standort Köln ein massiver Arbeitsplatzabbau ansteht. 2.900 Stellen sollen wegfallen - das wäre jede vierte. Als Grund nennt Ford Probleme mit dem Verkauf von Elektroautos, die in Köln produziert werden.
Die Einzelheiten sollen offiziell in der kommenden Woche in einer Betriebsversammlung bekannt gegeben werden. Doch im Kölner Ford-Werk kommen bereits heute Vormittag Unternehmensleitung und Betriebsrat zusammen. Am Standort Köln arbeiten derzeit 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
"Schwerer Schlag für Automobilstandort"
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat den angekündigten Abbau von 2.900 Stellen bei Ford in Köln als einen "weiteren schweren Schlag für den Automobilstandort Deutschland" und ein "ernstes Warnsignal für den Automobilstandort Köln" bezeichnet.
"Ich erwarte von Ford, dass das Unternehmen zu seiner Zusage steht, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten", sagte der CDU-Politiker. Soziale Härten müssten unbedingt abgefedert und gemeinsam mit den Sozialpartnern Perspektiven für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen werden.
Wüst forderte zudem "endlich klares Signal des Bundes, um mit zielgerichteten und langfristig wirksamen Maßnahmen der aktuellen Nachfrageschwäche nach Elektrofahrzeugen zu begegnen".
OB-Reker: "Leidtragende des Strukturwandels"
Bessere Rahmenbedingungen für E-Autos durch die Bundesregierung fordert auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Nachricht vom umfangreichen Stellenabbau bei Ford bezeichnet sie als "schwer zu ertragen". "Die Kölner Fordlerinnen und Fordler, die oftmals seit vielen Jahren hart und verlässlich für das Unternehmen arbeiten, sind Leidtragende des Strukturwandels in der Automobilindustrie", erklärte Reker gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Zwar könne die Stadt Management-Entscheidungen in den USA nicht beeinflussen, "aber wir werden weiterhin jede Möglichkeit nutzen, das Unternehmen, das seit Jahrzehnten so eng mit Köln verbunden ist, und die Beschäftigten zu unterstützen - durch Gespräche mit dem Management sowie dem Betriebsrat vor Ort und indem wir uns für Initiativen der kommunalen Spitzenverbände zur Förderung des Antriebswechsels engagieren."
SPD-Fraktion appelliert an Landesregierung
Die SPD-Fraktion im NRW-Landtag sieht die schwarz-grüne Landesregierung in der Verantwortung. Ministerpräsident Hendrik Wüst müsse endlich aktiv werden und in Berlin bei der schnellen Einführung einer E-Auto-Prämie und dem zügigen Ausbau der Ladesäulenstruktur unterstützen, sagte Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW. "Beides kann nicht bis nach den Bundestagswahlen warten, sondern muss jetzt im Bundestag auf den Weg gebracht werden", so Ott. Es gehe um die Existenz der Beschäftigten und ihrer Familien.
Lena Teschlade, SPD-Fraktions-Sprecherin für Arbeit und Soziales, fordert außerdem Ford auf, endlich die Pläne für die Entwicklung des Standorts offenzulegen. "Es ist unerträglich, dass bei den Beschäftigten in Köln und der gesamten Region seit Monaten Unklarheit herrscht und dauerhaft die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes umhergeht."
Betriebsrat: "Rücksichtsloses Vorgehen des Konzerns"
Der Betriebsrat von Ford kündigte "erbitterten Widerstand" gegen den geplanten Stellenabbau bei dem US-Autobauer an. Betriebsratschef Benjamin Gruschka übte scharfe Kritik am Management: "Ich kann mich nicht an so ein rücksichtsloses Vorgehen des Konzerns erinnern."
Man werde "in den nächsten Wochen und Monaten erbitterten Widerstand" leisten. Es werde bei Ford in Köln wahrscheinlich eine Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geben, wie es sie noch nie gegeben habe. "Wir werden diese Schrumpfung nicht unterstützen", so der Betriebsrat.
Teure Elektroautos
In seiner Stellungnahme kritisiert das Unternehmen Ford fehlende politische Rahmenbedingungen für die Förderung von Elektromobilität. Laut Ford seien die Marktbedingungen schwierig.
E-Autos auf dem Fordgelände
Auf den Parkplätzen neben den Werkshallen stehen hunderte Autos, die auf Käufer warten. Deswegen hat das Unternehmen die zweitausend Mitarbeiter der Produktion bereits in Kurzarbeit geschickt. Die soll es auch im kommenden Jahr geben, kündigte das Unternehmen an.
Es ist auch ein hausgemachtes Problem, denn die Elektroautos, die in Köln gebaut werden, sind groß und teuer. Zu teuer auf dem deutschen Markt für Elektroautos. Die gestrichene Elektroprämie, die schwächelnde Konjunktur, mangelnde Ladesäuen, all das führt zur Zurückhaltung bei den Käufern.
Ford muss mit Arbeitnehmervertretern verhandeln
Bisher waren betriebsbedingte Kündigungen nach einer Vereinbarung mit dem Betriebsrat bis zum Jahr 2032 ausgeschlossen. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen bereits mehrmals Personal abgebaut. Zuletzt wurden 3.000 Stellen in Deutschland gestrichen. Wegen der nun angekündtigten Stellenstreichungen muss Ford nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandeln.
Neuausrichtung des Unternehmens
Von den bereits 3.000 gestrichenen Stellen in Deutschland war das Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich und der Verwaltungsbereich betroffen. Eine Folge der Neuausrichtung des Unternehmens durch die Umstellung auf elektrisch betriebene Fahrzeuge.
Ford hatte schon vorher angekündigt, in Europa komplett auf Elektroautos zu setzen. Dafür wurde das Werk in Köln nach Unternehmensangaben für mehr als zwei Milliarden Euro umgebaut. Ein Großteil der Entwicklungsarbeit will der Autobauer allerdings in den USA bündeln. Dort wird auch an einer eigenen Batterieplattform gearbeitet.
Unsere Quellen:
- Ford Motor Company
- WDR-Reporter
- dpa
- Kölner Stadt-Anzeiger