weiberfastnacht-im-notfallversorgungszentrum-der-feuerwehr-

Lokalzeit aus Köln 08.02.2024 01:13 Min. Verfügbar bis 08.02.2026 WDR

Notfallversorgungszentrum in Köln betreut alkoholisierte Feiernde

Stand: 08.02.2024, 17:25 Uhr

Erstmals hat die Feuerwehr Köln für Weiberfastnacht und Rosenmontag ein Notfallversorgungszentrum eingerichtet. Alkoholisierte Feiernde sollen hier ausnüchtern. Auch Intensivplätze sind vor Ort.

Von Erik Butterbrodt

Nur mit Mühe können die Rettungs- und Sicherheitskräfte eine Jugendliche auf ihrer Liege festhalten. Immer wieder versucht sie, die Einsatzkräfte zu treten. Sie ist stark alkoholisiert, schreit und beleidigt die Mediziner fortwährend. Schon seit einer Stunde geht das so. 

50 Betten sind aufgebaut

Das Mädchen ist eine Ausnahme an diesem Nachmittag im Notfallversorgungszentrum Köln. "Derzeit ist es für Weiberfastnacht wirklich ruhig“, sagt Daniel Merlidis von den Maltesern Dortmund. Er ist verantwortlich für ihren Einsatz am heutigen Tag. Die Malteser unterstützen die Rettungskräfte der Feuerwehr Köln gemeinsam mit fertig ausgebildeten Rettungssanitätern der Berufsfachschule. Um kurz nach 15 Uhr werden sieben Jugendliche von den Einsatzkräften hier betreut. 

Daniel Merlidis von den Maltesern mit anderen Sanitätern

Daniel Merlidis aus Dortmund unterstützt die Kölner Kollegen

Das Notfallzentrum wurde in der Turnhalle eines Berufskollegs der Stadt eingerichtet. 50 Betten sind hier aufgebaut. Darauf sollen die Feiernden ausnüchtern. Sie können dabei medizinisch überwacht werden. So wie ein junger Mann, der gerade im stark alkoholisierten Zustand hierher gebracht wurde. Daniel Merlidis schaut sich mit einem Kollegen der Feuerwehr Köln das EKG des jungen Mannes an.

Einsatzzahlen der Rettungskräfte steigen seit Jahren

"Weißt du, wo du hier bist?“ Das fragt ein Arzt des Rettungsdienstes einen weiteren Jugendlichen. Auch er hat offensichtlich viel zu viel getrunken, kann sich nicht mehr orientieren. Mittlerweile geht es "Schlag auf Schlag“, fast im Minutentakt werden jugendliche Feiernde von Rettungskräften hierhergebracht. Gegen vier Uhr sind bereits 15 von ihnen im Notfallzentrum, fast alle minderjährig. 

Zu viel Alkohol und Schürfwunden

Intensivplatz im Notfallversorgungszentrum in Köln

Einer der beiden Intensivplätze im Notfallversorgungszentrum in Köln

"Die Einsatzzahlen für Rettungskräfte gehen seit Jahren nach oben“, sagt Ulrich Laschet von der Feuerwehr Köln. Nicht nur an Karneval. "Es ist wichtig, dass wir mit dem Notfallversorgungszentrum die Krankenhäuser über Karneval entlasten. Neben alkoholisierten Jugendlichen werden hier auch Feiernde mit ´oberflächlichen´ Verletzungen, wie beispielsweise Schürfwunden nach einem Sturz versorgt", so Laschet. Bei schwereren Verletzungen würden die Patientinnen und Patienten aber direkt ins Krankenhaus gefahren. Außerdem gibt es zwei Intensivplätze im Notfallversorgungszentrum. "Die Ausstattung ist in etwa die gleiche wie in einem Rettungswagen“, so Ulrich Laschet. 

Drogenhilfe und Feuerwehr haben Notfallversorgungszentrum initiiert

"Kein unter 16-Jähriger verlässt das Notfallzentrum ohne die Erziehungsberechtigten“, sagt Ulrich Laschet. Gerade bei den sehr jungen Menschen beobachten die Einsatzkräfte immer wieder massiven Alkoholkonsum. Deswegen habe man das Notfallzentrum gemeinsam mit der Drogenhilfe initiiert. Bei jedem Jugendlichen, der hier ist, würden die Eltern informiert, um ihre Kinder abzuholen, gegebenenfalls das Jugendamt.

Die Eltern bekommen einen "Begleitzettel“ mit. Auf dem finden sie die Kontaktdaten der Drogenhilfe und Gesprächsangebote. Gespräche mit Eltern, so die Einsatzkräfte, seien wichtig, gerade wenn der Eindruck bestünde, die Jugendlichen hätten nicht zum ersten Mal zuviel getrunken. 

Situation eskaliert - Mädchen bekommt Beruhigungsmittel

Der Fall des jugendlichen Mädchens ist deutlich schlimmer. Auch nach 80 Minuten bekommen es die Mediziner nicht unter Kontrolle. Sie ist minderjährig. Die Situation eskaliert. Sie versucht, sich selbst zu verletzen, mit dem eigenen Kopf an die Wand zu schlagen. Der leitende Notarzt nimmt deshalb Kontakt zu ihrer Mutter auf.

Es stellt sich heraus, dass sie psychische Vorerkrankungen hat. Mit Zustimmung der Mutter bekommt sie ein Beruhigungsmittel gespritzt. Auch die Polizei ist eingetroffen. Sie bringt das Mädchen in eine Kinder- und Jugendpsychiatrie. 

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort