EU-Flagge im Wind

Studie: Dexit würde fast eine halbe Million Jobs in NRW kosten

Stand: 13.03.2024, 10:43 Uhr

Was würde es für die Arbeitsplätze in NRW bedeuten, wenn die AfD-Forderung nach einem EU-Austritt Deutschlands wahr würde? Eine Studie warnt vor fatalen ökonomische Folgen.

Drei Monate vor den Wahlen zum Europäischen Parlament haben die nordrhein-westfälischen Unternehmerverbände eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vorgelegt. Die Ergebnisse sind alarmierend.

"Ein Dexit würde für NRW einen Einbruch von mehr als fünf Prozent der Wirtschaftsleistung bedeuten und fast 490.000 Arbeitsplätze kosten", sagt der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen, Arndt Kirchhoff.

NRW-Wirtschaft profitiert überdurchschnittlich stark von Europa

PK zur Studie NRW-Wirschaft profitiert von EU-Handel

PK zur Studie NRW-Wirschaft profitiert von EU-Handel.

Das Land profitiere sowohl im Handel als auch in der Industrie deutlich mehr von der EU als Deutschland insgesamt. Laut der IW-Studie entfallen in NRW fast 59 Prozent des Handelsvolumens auf die EU, während es bundesweit etwa 54 Prozent sind. Unter den Waren, die aus NRW in die EU ausgeführt werden, dominierten Produkte der Chemieindustrie, der Metallindustrie und des Maschinen- und Anlagenbaus.

Auch der Anteil der Direktinvestitionen von und nach NRW sei im Vergleich viel größer als in Deutschland. Daher seien Gedankenspiele über einen EU-Austritt Deutschlands "ein Himmelfahrtskommando".

Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff betonte bei der Vorstellung der Studie "die überragende Bedeutung der EU für NRW." Bei der bevorstehenden Europawahl am 9. Juni handele es sich deswegen um "eine Richtungswahl." Einem "Europa des Nationalismus und der Abschottung" erteilte der Arbeitgeberpräsident im Namen der nordrhein-westfälischen Firmen eine Absage.

"Wir Unternehmer sind für Europa" Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff

Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte in einer Mitteilung: "Wir profitieren massiv vom gemeinsamen Binnenmarkt mit all seinen Vorteilen." Die Studie im Auftrag der NRW-Unternehmer belege eindrücklich: "Wer, wie Teile der AfD, den Austritt aus der EU fordert, legt die Axt an unseren Wohlstand." Eine Wahl der Rechtspopulisten wäre eine Wahl "gegen die Interessen Deutschlands und Nordrhein-Westfalens", so Wüst.

Schon Mitte Februar hatte deshalb auch der NRW-Ministerpräsident bei X (ehemals Twitter) gewarnt: Ein Dexit sei für NRW "absolut katastrophal". Deshalb sei diese Europawahl auch eine Schicksalswahl. "Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger sehr inständig, sich mit dieser Wahl ernsthaft auseinanderzusetzen. Diesmal ist es wirklich ernst."

Fast jeder fünfte NRW-Arbeitsplätze hängt von EU-Warenverkehr ab

Die Bruttowertschöpfung beträgt laut IW 139 Milliarden Euro, knapp ein Fünftel der Gesamtleistung der NRW-Wirtschaft. Mit Blick auf die Beschäftigung beziffert das IW die Zahl der direkt und indirekt vom Warenverkehr mit der EU abhängenden Job auf knapp 1,7 Millionen, was etwa 17 Prozent aller Arbeitsplätze im Land entspricht.

Der zuständige Europaminister, Nathanael Liminski (CDU), sagte in Düsseldorf: "Bei aller berechtigten Kritik im Einzelnen zeigt die Studie schwarz auf weiß, wie sehr gerade unsere exportorientierte Wirtschaft und unsere weltoffene Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen von der EU profitiert."

Zuvor hatten sich bereits mehrere Wirtschaftsverbände deutlich von solchen Positionen der AfD distanziert. So hatte etwa der Digitalverband Bitkom kürzlich hervorgehoben, wenn man mit den führenden und aufstrebenden Digitalstandorten wie den USA, China und künftig auch Indien mithalten wolle, werde das nur im EU-Verbund gelingen.

Quelle:

  • Pressekonferenz IW
  • Pressemitteilung Staatskanzlei
  • Nachrichtenagentur dpa
  • X-Account von Hendrik Wüst

Über das Thema berichten wir auch im WDR Hörfunk.

Weitere Themen