Werkzeuge nebeneinander aufgereiht

Dem Handwerk geht es gut – noch

Stand: 12.01.2024, 17:17 Uhr

Handwerksbetriebe in NRW konnten im vergangenen Jahr im Schnitt ihren Umsatz steigern. Doch der Ausblick auf die nächsten Monate ist getrübt. Das sind die Gründe.

Von Nadja Bascheck

Schornsteinfegermeister Andreas Ehlert könnte sich eigentlich freuen: Die Handwerksbetriebe in NRW stehen gut da. Im Schnitt konnten sie ihren Umsatz im letzten Jahr um sechs Prozent steigern. Doch trotzdem zeigt sich der Präsident von Handwerk.NRW, das die Interessen sämtlicher Handwerksbetriebe vertritt, besorgt. Denn die Umsätze gehen langsam zurück. Im Handwerk spitzt sich die Lage zu, sagt er am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Die Schatten der Baukrise

Vor allem die Baukrise macht vielen Betrieben zu schaffen. Noch sind die Auftragsbücher gut gefüllt, aber Bauen ist generell für viele Menschen derzeit keine Option. Und Bauvorhaben im großen Stil sind wegen der wirtschaftlichen Lage in den vergangenen Monaten gestoppt worden. Die Bauwirtschaft, die etwa die Hälfte des handwerklichen Umsatzes ausmache, steht vor Problemen.

Gefragt seien allerdings nach wie vor alle Gewerke, die im Bereich Klima und Energie tätig sind. Bei ihnen werde händeringend Personal gesucht, so Hauptgeschäftsführer von Handwerk.NRW, Prof. Hans Jörg Hennecke.

Fachkräftemangel wirkt wie Umsatzbremse

Ein Mann hockt vor einer Heizanlage und führt Installationsarbeiten durch

Personal besonders im Energiebereich gefragt

Der Fachkräftemangel macht sich aber deutlich bemerkbar. Je mehr Handwerker fehlen, desto stärker wirkt sich das auf den Umsatz aus. Mit Blick auf den Nachwuchs stehen die NRW-Handwerksbetriebe, in denen gut 1,16 Mio. Menschen arbeiten, trotzdem nicht schlecht da. Denn die Zahl neuer Auszubildender sei, nach Einbrüchen während der Corona-Pandemie, nun wieder stabil. Von Entspannung könne aber keine Rede sein, sagt Hennecke: "Wir brauchen mehr Fachkräfte, auch junge Leute, die in die Ausbildung gehen“.

Bürokratie macht kleinen Betrieben zu schaffen

Weniger Bürokratie – das ist ein Versprechen, das in vielen Branchen zieht. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte am Donnerstag von einem "Bürokratie-Burnout" gesprochen. Am Abend, beim Dreikönigstreffen von Handwerk.NRW, versprach er, sich um Entlastungen zu kümmern.

Handwerkspräsident Andreas Ehlert vertraut dem Minister. Gerade für kleinere Betriebe wäre eine Entlastung wichtig, weil sie meist keine eigenen Abteilungen haben, um sich ausgiebig mit neuen Vorschriften zu beschäftigen: "Think small first", sagt Ehlert und meint damit, dass jede neue Regelung auch von den kleinsten Betrieben leicht umgesetzt werden könne.

Neue Regelungen in NRW

Die NRW-Landesregierung lobt Ehlert für die neue Landesbauordnung, die zum 1. Januar in Kraft getreten ist. Damit sollen Baugenehmigungsverfahren erleichtert werden. Eine Änderung trifft auf bestimmte Gewerke wie Maurer oder Zimmerei zu: Sie können nun Bauvorlagen für Gebäude der Klasse 1 und 2 erstellen und nicht nur Architektinnen oder Ingenieure, wie bislang.

Ein starkes Zeichen sei das, so Handwerkspräsident Ehlert. Trotzdem hat er noch Forderungen ans Land: Die Grundsteuer solle abgesenkt werden und das Land solle auf eine Rohstoffabgabe verzichten. Der sogenannte "Kies-Euro" sollte eigentlich zu Beginn des Jahres kommen, liegt aber momentan ohnehin auf Eis.

Über das Thema berichten wir am 12.01.2024 u.a. im WDR 5-Westblick.

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