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Krebs-Diagnose: Hilfe nach dem ersten Schock

Stand: 23.03.2024, 20:37 Uhr

Prinzessin Kate hat Krebs. Mit dieser schrecklichen Diagnose ist sie nicht alleine. Fast 500.000 Menschen erkranken alleine in Deutschland jährlich an Krebs. Am Anfang steht immer die Diagnose, die oft große Ängste und Unsicherheiten auslöst. Für den Umgang gibt es professionelle Hilfe.

Die Nachricht von Prinzessin Kates Krebsdiagnose geht gerade um die Welt. Wie immer, wenn ein sehr prominenter Mensch daran erkrankt, nimmt die Öffentlichkeit betroffen Anteil. Doch natürlich ist Kates Krebsdiagnose kein Einzelschicksal. Allein in Deutschland bekommen jährlich fast 500.000 Menschen die Diagnose Krebs. Für die meisten Betroffenen ein echter Schock.

Nach dem Schreck kommen die Ängste

Nach dem ersten Schrecken folgt meist die Angst vor der Behandlung, aber auch vor Nebenwirkungen und natürlich vor dem Tod. Laut Deutscher Krebsgesellschaft werde das Warten auf Untersuchungsergebnisse als besonders belastend und nervenaufreibend empfunden.

Mammografieaufnahme einer Brust

Mammografieaufnahme einer Brust

Hinzu komme die Frage, was das für Angehörige bedeute und welche Auswirkungen die Erkrankung auf die berufliche und finanzielle Zukunft hat. Die Angst vor einem Rückfall kann einen Krebspatienten - auch bei guter Prognose - ein Leben lang begleiten, vor allem jedoch Angst davor, sterben zu müssen. Denn: Krebs ist immer noch die zweithäufigste Todesursache in Deutschland - nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Psychoonkologische Betreuung

Psychoonkologe André Karger

Der Mediziner André Karger

Diese psychischen Belastungen bei einer Krebserkrankung kennt auch André Karger, Arzt am Universitätsklinikum in Düsseldorf, zu gut. "30 bis 40 Prozent der Patienten leiden unter psychischen Störungen", erläutert der Mediziner und Facharzt für psychosomatische Medizin gegenüber dem WDR. Karger leitet den Bereich für Psychoonkologie, eine Fachrichtung, die sich sehr genau mit den psychischen und sozialen Bedürfnissen von Krebspatienten und deren Angehörigen beschäftigt.

Hier werden Patienten begleitet - von der Diagnose bis zur Heilung. Und manchmal eben auch in der Phase des Sterbens. Dies sei ein wichtiger Teil der Behandlung, weil die Patienten unter großen Belastungen leiden.

"Je schlechter es einem geht, desto ausgeprägter ist auch die psychische Belastung." André Karger, Facharzt für psychosomatische Medizin

Patienten, die in zertifizierten Zentren behandelt werden, bekämen immer auch das Angebot einer psychoonkologischen Betreuung. Thema dabei sei unter anderem auch der Umgang mit der Krankheit im Hinblick auf Angehörige. Man schaue auch, wie offen mit der Krankheit umgegangen werde oder ob ein Familiengespräch hilfreich sei. Darüber hinaus sei aber auch die Hoffnung der Patienten ein kraftgebendes Prinzip.


"Man sollte die Hoffnung und die Perspektiven nicht aus dem Blick verlieren."
Mediziner André Karger

Prominente wie Prinzessin Kate als Vorbild

Timo Baumgartl bei Schalke 04

Timo Baumgartl bei Schalke 04

Prinzessin Kate ist nicht die einzige, die ihre Krankheit öffentlich gemacht hat. Viele prominente Schauspieler, Musiker, Sportler oder Politiker haben sich zuvor ebenso entschlossen, offen über ihre Diagnose zu sprechen. Häufig durchaus mit einem positiven Effekt, denn: Prominente können auch ein Vorbild sein oder Hoffnung geben. So wie Fußballer Timo Baumgartl vom FC Schalke 04. Der war mit Anfang 20 an Hodenkrebs erkrankt, unterzog sich einer Chemotherapie und einer Operation und kickte ein paar Monate später wieder erfolgreich.

Mit Kindern über Krebs sprechen

Wenn Eltern an Krebs erkranken, sind sie häufig unsicher, wie sie mit ihren Kindern darüber sprechen sollen. Viele Erkrankte wenden sich in diesem Fall hilfesuchend an den Krebsinformationsdienst. Der rät: "Beziehen Sie Ihre Kinder so früh wie möglich ein. Das stärkt deren Vertrauen zu Ihnen und dem anderen Elternteil. Zudem spüren Kinder oft, dass etwas nicht stimmt." Kinder sollten altersgemäß aufgeklärt werden, raten die Experten. Familien können sich bei der Krankheitsbewältigung unterstützen lassen - im persönlichen Gespräch, zum Beispiel in einer Krebsberatungsstelle oder einer Familienberatungsstelle.

Verlässliche Informationen einholen

Wichtig sei es, so sagt auch die Ärztin und Universitätsprofessorin Rita Schmutzler von der Uniklinik Köln, dass Betroffene nach einer Diagnose nicht einfach für sich irgendwo im Netz drauflos suchen, sondern auf verlässliche Informationen setzen. Die gibt es etwa beim "Infonetz Krebs" von der Deutschen Krebshilfe oder eben beim "Krebsinformationsdienst".

Wer einen Verdacht hat, sollte laut Schmutzler immer zur Ärztin oder zum Arzt des Vertrauens gehen. Krebs ist oft gut behandelbar, vor allem wenn er früh erkannt wird, deswegen sind auch Vorsorgeuntersuchungen wichtig.

Selber vorbeugen mit Früherkennung

Ob eine Krebserkrankung entsteht und wie sie verläuft, wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Ein Patentrezept für ein Leben ohne Krebs gibt es allerdings nicht. Ein rechtzeitig entdeckter Krebs ist in den meisten Fällen heilbar, sagt die Deutsche Krebsgesellschaft. Dabei gilt: Je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer ist die Chance, sie dauerhaft zu besiegen. Viele Früherkennungsangebote gibt es in Deutschland kostenlos.

So kann sich ab 35 jeder in Deutschland alle zwei Jahre kostenfrei auf Hautkrebs untersuchen lassen. Männer ab 50 und Frauen ab 55 können kostenlos eine Darmspiegelung machen lassen, um Darmkrebs zu erkennen. Ab dem 30. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse bei Frauen jährlich eine gynäkologische Untersuchung. Dazu gehört auch das Abtasten der Brüste und der dazugehörigen Lymphknoten. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen Prostatakrebsfrüherkennungsuntersuchungen für Männer ab 45 Jahren.

Unsere Quellen:

  • Krebsinformationsdienst
  • Deutsche Krebsgesellschaft
  • Interview mit Rita Schmutzler, Uniklinik Köln
  • Interview mit André Karger, Facharzt für Psychosomatische Medizin

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