Das E-Rezept startet: Wie sieht es aus und was bringt es?

Aktuelle Stunde 02.01.2024 02:42 Min. Verfügbar bis 02.01.2026 WDR Von Cengiz Ünal

E-Rezept ab jetzt verbindlich – so funktioniert es

Stand: 02.01.2024, 09:40 Uhr

Der rosa Zettel für Rezepte ist Vergangenheit. Seit dem 01. Januar 2024 ist das E-Rezept der neue Standard in den Arztpraxen und Apotheken. Welche Möglichkeiten gibt es, die Rezepte jetzt einzulösen?

Von Sascha Wandhöfer und Daniel Schwingenheuer

Über die Einführung des E-Rezeptes wurde viel diskutiert. Seit dem neuen Jahr ist das elektronische Rezept für verschreibungspflichtige Medikamente verbindlich. Für Patienten soll es einige Vorteile mit sich bringen. „Mit dem E-Rezept starten wir die Aufholjagd in der Digitalisierung“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Wie funktioniert das E-Rezept?

Statt eines rosa Zettels werden Rezepte für Patienten künftig digital gespeichert. Der Arzt oder die Ärztin stellt das Rezept elektronisch aus, unterschreibt und legt es auf einen zentralen Server, den E-Rezept-Fachdienst. Während der Verarbeitung ist das Rezept durchgängig verschlüsselt, sodass niemand den Inhalt des Rezeptes lesen kann.

Ein Smartphone mit einem e-Rezept liegt neben einem klassischen Rezept

Nach dem Arztbesuch, holen Patientinnen und Patienten, wie jetzt auch, ihr Medikament in der Apotheke ab. Statt des rosa Zettels muss aber ein sogenannter Token vorgezeigt werden. Das kann auf drei verschiedene Weisen passieren.

Wie löse ich mein Rezept ein?

Eine Medizinische Fachangestellte schiebt in einer Hausarztpraxis die Versichertenkarte der Krankenkasse eines Patienten in das Lesegerät

Der Token zum Abholen des Rezeptes kann in der Arztpraxis auf der Gesundheitskarte gespeichert werden. Die Apotheke liest die Karte aus und es erscheint automatisch das vom Arzt verschriebene Rezept. Patientinnen und Patienten müssen nichts weiter machen, als die Gesundheitskarte in der Apotheke vorzuzeigen.

Ein Mann mit seinem Handy in der Hand, auf dem die App "Das E-Rezept" geöffnet ist, wird in einer Apotheke von einer Apothekerin bedient.

Alternativ kann auch die Smartphone-App "Das E-Rezept" genutzt werden. Für die Freischaltung wird eine NFC-fähige Gesundheitskarte benötigt, erkennbar an dem Funkwellensymbol am oberen Rand der Karte. Außerdem wird eine PIN von der Krankenkasse benötigt, um die App freizuschalten. Bei einigen Versicherern funktioniert die Freischaltung auch direkt über die eigene App. In Zukunft soll die Rezept-Funktion auch in die Apps der eigenen Krankenkasse eingebaut werden können.

Eine dritte Möglichkeit ist, sich den Token beim Arzt auf Papier ausdrucken zu lassen. Auf dem Zettel ist ein QR-Code, der in der Apotheke gescannt wird.

Welche Vorteile soll das E-Rezept Patienten bringen?

Laut Verbraucherzentralen gibt es viele Vorteile für Patientinnen und Patienten. Der Fachreferent beim Bundesverband, Lucas Auer, sagte, dass die Apotheken vorab prüfen können, ob das Medikament vorrätig ist und bei Bedarf bestellen können. Außerdem müssten Apotheken bei unleserlichen Handschriften nicht mehr raten und Folgerezepte könnten auch digital ausgestellt werden ohne weiteren Besuch in der Praxis.

Symbolbild: Eine Person scannt in einer Apotheke den QR-Code eines E-Rezepts ein.

Gesundheitsminister Lauterbach sieht den größten Vorteil darin, dass die Gesundheitsversorgung für Patienten besser wird. Mit dem E-Rezept können zum Beispiel Wechselwirkungen zwischen Medikamenten schnell erkannt werden.

Das Bundesgesundheitsministerium weist außerdem darauf hin, dass E-Rezepte auch einfacher in einer Online-Apotheke eingelöst werden könnten.

E-Rezept: "Für Pflegebedürftige nicht möglich"

WDR 5 Morgenecho - Interview 02.01.2024 05:37 Min. Verfügbar bis 01.01.2025 WDR 5


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Was sagen Kritiker?

"Bedenkenträger" nannte Gesundheitsminister Lauterbach Kritiker aus der Ärzteschaft bei der Vorstellung der E-Rezept-Pläne im August. Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung konterte: "Wir sind keine Bedenkenträger, wir sprechen reale Probleme an." Ein Problem aus seiner Sicht: Das Ausstellen von E-Rezepten dauere oft länger, als bei den bisherigen analogen Rezepten. Das summiere sich bei 500 bis 600 Mio. Rezepten im Jahr.

Und der Datenschutz?

Im November 2022 hatte die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe einen Modellversuch mit dem E-Rezept gestoppt - wegen Bedenken des Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber (SPD). Er hatte eine Sicherheitsschwachstelle beim Nutzen der Gesundheitskarte kritisiert, die "Angreifern den unberechtigten Zugang zum E-Rezept-Fachdienst mit den dort gespeicherten E-Rezepten ermöglichen" könnte.

Mittlerweile wurde das System umgestellt und gilt als sicher. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betonte, der Datenschutz werde "extrem ernst genommen". Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat beim E-Rezept keine Bedenken. Das E-Rezept sei fälschungssicherer als das bisherige Rezept aus Papier.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 02.01.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.