Der Wald erholt sich wieder - nimmt mehr CO2 auf

Deutschlands Wald nimmt wieder mehr CO₂ auf

Stand: 22.03.2024, 18:00 Uhr

Nach von Dürre und Insektenbefall geprägten Jahren scheinen sich die deutschen Wälder etwas zu erholen. Sie speichern mehr Kohlenstoff als zuletzt.

Von Julian Budjan

In den vergangenen Jahren ging es dem deutschen Wald schlecht. Der Klimawandel machte ihm zu schaffen und tut es noch immer. Besonders die Fichten bekamen zuletzt in den Dürresommern zu wenig Wasser und wurden so anfällig für Eindringlinge wie Borkenkäfer. Mehr als 500.000 Hektar Wald wurden seit 2018 dahingerafft – eine Fläche von rund 700.000 Fußballfeldern.

Welche Auswirkungen das Waldsterben für die Menschen im Kampf gegen die Erderwärmung haben kann, zeigte sich erstmals 2020: Statt über 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid nahmen die Wälder in Deutschland nur noch knapp 42 Millionen Tonnen aus der Atmosphäre auf. Bei den Bäumen brach dieser Wert von 10 auf 5 Millionen Tonnen ein, während Büsche und Sträucher fast gar keinen Kohlenstoff mehr speicherten – das Ökosystem Wald war vielerorts zusammengebrochen.

Doch dieser Trend scheint sich im Jahr 2021 leicht umgekehrt, der Wald sich ein Stück weit erholt zu haben. Das legen zumindest die Berechnungen des Thünen-Instituts nahe, das im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums den deutschen Wald modelliert.

2021 haben Bäume wieder doppelt so viel, Sträucher und Büsche sogar zehnmal so viel Kohlendioxid aufgenommen wie im Vorjahr. Einer der Gründe für diese Entwicklung könnte die gezielte Aufforstung mit klimaresistenteren Baumarten und Strategien zur natürlichen Wiederbewaldung sein, mit denen seit Beginn des Waldsterbens von Behörden und Initiativen gegengesteuert wird. Andererseits hat es im Sommer 2021 auch besonders viel geregnet: 30 Prozent mehr als im Durchschnitt der Referenzperiode 1961-90.

Der größte Kohlenstoffspeicher ist noch immer der Waldboden. Knapp die Hälfte der in Wäldern gespeicherte 3,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff (entspricht 5,5 Milliarden Tonnen CO₂) befinden sich im fruchtbaren Humus des Bodens. Auch der dort gebundene Kohlenstoff kommt indirekt häufig von Bäumen und anderen Pflanzen als Produkt von langjährigen Wachstums- und Zersetzungsprozessen.

Wenngleich Bäume und Pflanzen in den Wäldern 2021 wieder mehr Kohlenstoff in den Ästen und Wurzeln binden und durch Photosynthese gefilterten Sauerstoff freigeben, können sie nach wie vor nur rund sechs Prozent der in Deutschland von Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Bau und privaten Haushalten verursachten CO₂-Emissionen auffangen. Und: Aufgehalten ist das Sterben des Waldes noch lange nicht.

Unsere Quellen

  • Statistisches Bundesamt
  • Deutscher Wetterdienst
  • Umweltbundesamt

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