Älterer Mann, der mit Gymnastikbändern seine Arme trainiert

"Nicht rauchen, nicht saufen, nicht fremdgehen": Ein 91-Jähriger und seine Liebe zum Sport

Märkischer Kreis | Ehrenamt

Stand: 05.04.2024, 10:42 Uhr

Sport als Jungbrunnen? Für Gerhard Droppelmann gibt es daran keinen Zweifel. Mit 91 Jahren gibt er in der Sporthalle als Vorturner den Ton an. Über einen Mann und sein Leben für den Sport.

Von Heiko Dolle

Gerhard Droppelmann springt über Kästen und Turnmatten. Er greift sich die Taue und demonstriert Fitnessübungen. Kaum zu glauben, dass dieser Mann wenige Tage nach der Sporteinheit seinen 92. Geburtstag feiern wird. Droppelmann ist voll in seinem Element als ehrenamtlicher Übungsleiter vom TuS Versetal in Werdohl. Jeden Mittwoch um 10 Uhr trommelt er als Vorturner seine Männerriege zusammen. Die zehn anderen Hobbysportler im Alter von Mitte 50 bis Mitte 80 hören ihm genau zu. Seine Anweisungen: kurz und knapp. So wie es der ehemalige Polizist gelernt hatte. "Jetzt schneller werden. Und Vollgas."

"Und nochmal halbe Hocke" - Gerhard Droppelmann hat seine Turnertruppe im Griff

00:51 Min. Verfügbar bis 05.04.2026

Jeder vierte Bewohner in NRW ist nach Berechnung des Landessportbundes über 60. Tendenz steigend. Je älter Menschen werden, desto häufiger treten Erkrankungen wie Herzprobleme, Schlaganfälle, Diabetes und Demenz auf, warnt der Deutsche Behindertensportverband. Hinzu kommen Verletzungen durch Stürze oder Verschleiß. Sport könne laut dem Verband allerdings vorbeugen. Bei Senioren sorge er für niedrigeren Blutdruck, Abnahme des Körpergewichts und Stärkung des Immunsystems. Außerdem würden durch Sport laut AOK Stresshormone abgebaut, was die innere Ausgeglichenheit fördere. 

Ein Leben ohne Sport? Unvorstellbar 

So sehr die innere Ausgeglichenheit abseits der Sporthalle von der Bewegung profitiert, bei der Turnstunde ist bei Droppelmann davon wenig zu spüren. Er wirkt auf eine positive Art beinah rastlos, wenn er durch die Sporthalle läuft und Anweisungen gibt. "Wir fangen mit den Füßen an und gehen auf der Stelle. Die Fußspitzen bleiben am Boden. Nur die Fersen anheben." Sein Fitnessgeheimnis? "Nicht rauchen. Nicht saufen. Nicht fremdgehen", sagt der drahtige Rentner mit einem Lachen und greift nach den Hanteln. "Okay, hier drüber laufen", ruft er den anderen zu und läuft einen Parcours ab.

37 Jahre lang hat Droppelmann als Polizist in Werdohl den Verkehr geleitet. Er stand an der Straße und hat überladene LKW rausgewunken, Knöllchen verteilt und Unfälle aufgenommen. Das ist lange her. Seit fast 30 Jahren ist er ehrenamtlich im Sport unterwegs, war in seinem Verein Beisitzer und Hauptgeschäftsführer. Noch mit Mitte 70 pfiff er als Schiedsrichter Handballspiele. Insgesamt 34 Mal hat Gerhard Droppelmann das Sportabzeichen gemacht. Egal ob Judo, Feldhandball, Leichtathletik und Turnen. Hauptsache Sport.

Was ist das Fitnessgeheimnis von Gerhard Droppelmann?

00:30 Min. Verfügbar bis 05.04.2026

Von der Erfahrung profitieren heute auch die anderen Mitglieder der Turngruppe. "Wunderbar macht er das. Da ist gute Stimmung im Team", sagt der 80-jährige Karl-Heinz Schreiber. Dabei werde auch auf die ganz unterschiedlichen Fähigkeiten Rücksicht genommen, sagt Teilnehmer Karl Brühl. "Es sind ja auch einige dabei, die ein künstliches Hüftgelenk haben. Sie können nicht mehr ganz so, wie sie möchten."

Mit seinem Sportangebot für Senioren liegen Droppelmann und der Verein voll im Trend. Laut Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) waren im vergangenen Jahr mehr als jeder vierte Mann und fast jede siebte Frau über 60 Mitglied in einem Sportverein. In Zukunft werde vor allem die Zahl der Präventionskurse und Herzsportgruppen steigen, erwartet der DOSB. Ebenso seien Walking, Wanderungen und Angebote gefragt, die Sport und Bewegung in der Gruppe ermöglichen. Gerade ältere Mitglieder betrachten den Verein als sozialen Treffpunkt.

Ehrenamtlich engagiert nicht nur im Sport

Das Soziale war auch für Droppelmann immer eine treibende Kraft. Nicht nur im Sport. Sein Sohn erzählte ihm 2011 nach einem Besuch in Malawi von der dramatischen Gesundheitsversorgung vor Ort. Ein Krankenhaus in dem südostafrikanischen Land brauchte dringend medizinische Hilfsgüter. Der pensionierte Polizeibeamte gab Anzeigen in der Tageszeitung auf, sammelte Krücken, Beinschienen und Kartons voller Verbandsmaterial. Die Hilfsgüter stapelten sich in seinem Haus. Schließlich wurden sie in einem Container über Luxemburg nach Afrika verfrachtet.

Gerhard Droppelmann

Gerhard Droppelmann vom TuS Werdohl

In der Halle gibt Droppelmann gerade letzte Anweisungen für heute. Die dicken Turnmatten müssen weggeräumt werden. Die Geräte zurück in den Schuppen. Jetzt heißt es: Zusammenpacken. Füße hochlegen. Und erholen. Bis zur nächsten Trainingsstunde. Gerhard Droppelmann wartet schon.

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 29.02.2024: Lokalzeit aus Südwestfalen, 19.30 Uhr.