Eine junge Frau sitzt an einem Tisch. Sie ist blond und trägt ein weißes T-Shirt. Ihr Blick ist Richtung Kamera gerichtet.

Schwerterin kämpft für bessere Bedingungen im Freiwilligendienst

Dortmund | Ehrenamt

Stand: 26.02.2024, 12:14 Uhr

Marie Beimen ist im letzten Jahr zur Stimme für alle Freiwilligen geworden. Mit einer Petition kämpfte die Schwerterin für bessere Rahmenbedingungen und hat es damit bis in den Bundestag geschafft.

Von Kristin Trüb

Nach der Schule ein Jahr in einen Beruf reinschnuppern oder sich für eine gute Sache engagieren. Im Krankenhaus, beim Umweltschutz oder in einem Sportverein. Die Idee vom Freiwilligendienst klingt gut. Aber die Rahmenbedingungen sind nicht fair, fand die Schwerterin Marie Beimen und startete eine Petition.

Mit einer großen Demo in Berlin wollen die Freiwilligen auf die Missstände aufmerksam machen

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Alles beginnt mit einer vagen Idee im Frühjahr 2023. Die 20-jährige Beimen ist damals mitten in ihrem sozialen Jahr im Marienkrankenhaus in Schwerte. Insgesamt arbeiten 25 Freiwillige hier. Sie werden dringend gebraucht. Im Dienstplan sind sie fest miteinkalkuliert, auch weil immer mehr Fachkräfte im Krankenhaus fehlen.

Beimen hilft den Patienten beim Anziehen, wäscht sie und misst den Blutdruck. Sie kümmert sich darum, dass Medikamente nachgefüllt werden, bezieht Betten und bringt Proben ins Labor. Es ist ein Vollzeitjob, der ihr Spaß macht. Trotzdem merkt sie schnell, wie unfair die Rahmenbedingungen sind.

Wofür sich Beimen einsetzt

Freiwillige bekommen für ihre ehrenamtliche Arbeit ein Taschengeld vom jeweiligen Träger ausgezahlt. Das sind je nach Träger circa 400 Euro. Zu wenig findet Beimen. Den Lebensunterhalt kann man damit nicht finanzieren. Sie wünscht sich, dass Freiwillige kostenlos mit Bus und Bahn fahren dürfen, dass die Zeit im Freiwilligendienst angerechnet wird in der Ausbildung und im Studium zum Beispiel als Wartesemester. Sie findet, dass Zugangsbarrieren abgebaut werden müssen, damit der Freiwilligendienst offen ist für alle Menschen, auch für die aus einkommensschwachen Familien.

Damit sich die Rahmenbedingungen verbessern, startet Beimen gemeinsam mit anderen Freiwilligen im Frühjahr 2023 die Petition "Freiwilligendienst stärken". Dann gibt die Bundesregierung auch noch bekannt, dass sie die Zuschüsse um ein Viertel kürzen will. 

Marie Beimen zu den geplanten Kürzungen der Bundesregierung

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50.000 Unterschriften braucht Beimen, um über ihr Anliegen im Bundestag zu sprechen. Dafür sammelt sie in Krankenhäusern, Pflegeheimen, auf der Straße und sie motiviert Freunde, Familie und Bekannte mitzumachen. Der Petition schließen sich nach und nach etliche Träger aus ganz Deutschland an. Alle kämpfen gemeinsam gegen die geplanten Kürzungen der Bundesregierung, die für viele eine Katastrophe wäre. Jede vierte Stelle könnte dadurch wegfallen.

Eine Petition einreichen

Für eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Bundestages braucht man mindestens 50.000 Stimmen. Jeder kann eine Petition an den Deutschen Bundestag oder an ein Parlament eines Bundeslandes richten. Dieses Bürgerrecht ist im Grundgesetz verankert. Soll die Petition veröffentlicht werden, muss sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen:

  • Das Anliegen muss von allgemeinem Interesse sein.
  • Es darf keine persönlichen Bezüge enthalten.
  • Anliegen und Begründung müssen knapp und allgemein verständlich formuliert sein.
  • Es werden nur Themen veröffentlicht, bei denen eine sachliche Diskussion zu erwarten ist.

Bis September 2023 kommen aber sogar mehr als 100.000 Unterschriften zusammen. Das führt dazu, dass Beimen ihr Anliegen vor dem Petitionsausschuss im Bundestag vortragen darf.

Marie Beimen erzählt, wie sie sich vor dem Petitionsausschuss gefühlt hat

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Der Ausschuss hat zugehört. Beimens Petition bekommt das höchste Voting. Es ist geschafft: Der Bundestag muss die Kürzungen zurücknehmen. Als die Beschlüsse dazu gefasst werden, bleibt Beimen die ganze Nacht wach. Das Ergebnis will sie auf keinen Fall verpassen. Dass sie wirklich was bewegen konnte, kann sie bis heute kaum fassen.

Über dieses Thema haben wir am 22.12.2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.