Katja Baranowski sticht ehrenamtlich Organspende-Tattoos in Unna

Tattoos, die Leben retten?

Unna | Ehrenamt

Stand: 26.07.2023, 11:08 Uhr

Tattoos, die symbolisieren, dass der Träger seine Organe spenden möchte, sorgen gerade für viel Gesprächsstoff. Katja Baranowski sticht die Tattoos ehrenamtlich in ihrem Studio in Unna. Warum, erklärt sie hier.

Von Florian Vitello

Seit ich einen Stift halten kann, zeichne ich für mein Leben gerne. Anfangs wusste ich nichts mit meinem kreativen Drang anzufangen, bis ich mir mein erstes Tattoo stechen ließ. Damals war ich mit einer Freundin in London und wir verpassten unseren Flug. Wir haben uns dann spontan ein Herr-der-Ringe-Motiv stechen lassen.

Kurze Zeit später konnte ich stolz mein erstes eigenes Tattoo-Studio im Herzen von Unna eröffnen. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn Menschen zu mir kommen mit ihren Ideen oder Wünschen und ich sie wieder in die Welt hinausschicken kann mit einem Teil von mir, den sie immer bei sich tragen. Als ich von meiner Auszubildenden von der Kampagne OPT.INK des Vereins Junge Helden hörte, bei dem Tattoo-Künstler ehrenamtlich Organspende-Tattoos stechen, war ich darum natürlich Feuer und Flamme. Es dauerte nicht lange, da hatte ich meinen Cousin und ein Dutzend Stammkunden unter der Nadel.

Das Prinzip ist ganz einfach. Es gibt immer ein Basismotiv: zwei Halbkreise, die zu einem Ganzen werden. Sie symbolisieren das Geschenk des Lebens. Auch die Initialen OD für das englische Wort Organ Donor lassen sich darin wiederfinden oder mit etwas Fantasie auch OS für die deutsche Übersetzung Organspender. Den Rest des Tattoos kann jeder ganz individuell gestalten. Ich kann also im besten Fall meinen Kunden etwas Persönliches mitgeben, das auch noch Leben rettet.

Das Organspende-Tattoo wird auf einem Blatt Papier an ein Schienbein gehalten, bevor es gestochen wird.

Das Organspende-Tattoo wird angesetzt

Für mich ist das sehr wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Ich komme aus einer Familie, die sich leidenschaftlich ehrenamtlich engagiert. Mein Schwager, Christian Baran, der sich in Unna für eine inklusive, barrierefreie Gesellschaft starkmacht, hat zum Beispiel neulich erst das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Mich inspiriert so viel Einsatz, deshalb war für mich und mein Team früh klar, wir möchten uns auch etwas tun. Die OPT.INK-Tattoos sind da die perfekte Möglichkeit, zumal ich selbst überzeugte Organspenderin bin.

So viel Organspenden werden benötigt

In Deutschland warten rund 10.000 Menschen auf eine Organtransplantation. Obwohl die meisten dazu bereit wären, spenden laut Junge Helden e.V. nur 0,001 Prozent. Grund hierfür ist unter anderem die sogenannte Zustimmungslösung. Während in anderen Ländern Menschen, die nicht spenden wollen, aktiv widersprechen müssen, ist es in Deutschland umgekehrt – wer spenden will, muss seine Zustimmung aktiv erklären.

Das Tattoo symbolisiert die Bereitschaft des tätowierten Menschen, im Fall der Fälle die eigenen Organe zu spenden. Einen Organspendeausweis oder einen Eintrag ins Organspende-Register ersetzt es aber nicht. Vielmehr kann die Körperkunst als Eisbrecher dienen. Das kenne ich von Partys oder Familientreffen, da mein eigener Körper ja inzwischen zur Hälfte tätowiert ist – ruckzuck steht die Frage im Raum: „Was bedeutet dein Tattoo?“ Bei Organspenden kann genau dieses Gespräch Leben retten, da Angehörige im Zweifel befragt werden, ob eine Erklärung bekannt ist.

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Als vor kurzem plötzlich die erste Anfrage für das Tattoo kam, war das ein kleines Highlight für mich und mein Team. Die Kundin hatte mein Studio über das Register von Junge Helden gefunden. Dort ist mein Unnaer Studio eingetragen ist.

Ich war nervöser als sonst, denn sie kam ja weder aus meiner familiären Blase, noch gehörte sie zu meinen Stammkunden. Umso schöner ist es, dass alles so gut geklappt hat und sie jetzt mit ihrem Tattoo die wichtige Botschaft vom Organspenden in die Welt trägt wie ein kleines Lauffeuer.

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 04.05.2023: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.