Eine Fotografin in ihrem Fotostudio, sie fotografiert eine oberkörperfreie Frau

Narben der Stärke: "Frauen sind auch ohne Brüste schön"

Recklinghausen | Ehrenamt

Stand: 12.03.2024, 09:46 Uhr

Anmutig, stark und selbstbewusst - so inszeniert Mirja Nicolussi Frauen, die wegen Brustkrebs ihre Brüste entfernt bekommen haben. Ein Besuch in ihrem Fotostudio.

Mirja Nicolussi sitzt in einem großen Fotostudio am Computer. Neben ihr steht Bea Schweighöfer mit nacktem Oberkörper. Da, wo vor einem Jahr noch ihre Brüste waren, ist jetzt eine große Narbe. Gemeinsam klicken sie sich durch die eben entstandenen Bilder. "Sollen wir noch welche ein bisschen frontaler machen?", fragt die 51-jährige Modefotografin aus Gladbeck.

Mirja Nicolussi bei einem ihrer Shootings

00:11 Min. Verfügbar bis 12.03.2026

Die Kunst der Selbstakzeptanz

Vor einem Jahr startete Nicolussi mit ihrem Projekt "Brustlos schön". Ihre Schwester Alice war an Brustkrebs erkrankt, wie rund 70.000 andere Frauen pro Jahr in Deutschland. Etwa 13 von 100 Frauen erkranken laut Krebsinformationsdienst im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Meist kann brusterhaltend operiert werden, aber bei etwa 30 Prozent ist die Amputation, Mastektomie genannt, unumgänglich. Ist die Operationswunde verheilt, kann mit Silikon-Implantaten oder Eigenfett die Brustform wiederhergestellt werden.

Nicolussis Schwester hat sich, wie Schweighöfer, gegen den Brustaufbau entschieden. Schweighöfer möchte weder Silikon im Körper, noch zwei aufwändige Operationen über sich ergehen lassen, um einem Schönheitsideal zu entsprechen. Gemeinsam wollen Fotografin und Model mit den Bildern zeigen, dass Frauen auch ohne Brüste stark und selbstbewusst sein können. "Ich möchte die Gesellschaft darauf aufmerksam machen, dass eine Frau auch ohne Brüste Frau ist", sagt Nicolussi.

Was möchte Mirja Nicolussi mit dem Projekt zeigen?

00:41 Min. Verfügbar bis 12.03.2026

Zurück am Set gibt Nicolussi Schweighöfer Anweisungen: "Mach mal die Arme ein bisschen länger". Selbstbewusst schaut Schweighöfer in die Kamera. Sie ist extra aus Hessen angereist, um mitzumachen. "Als ich meine Diagnose bekommen habe, hat es mir sehr geholfen, mich mit anderen Frauen austauschen zu können. Davon möchte ich etwas zurückgeben", sagt die 39-Jährige.

Die Kraft der Bilder

Nicolussi drückt ein paar Mal auf den Auslöser, während Schweighöfer vor der pinken Leinwand posiert. Die Kamera ist mit einem Monitor verbunden, so können die beiden die geschossenen Bilder direkt begutachten: "Das sind meine beiden Favoriten, ich tendiere zu dem linken", sagt Nicolussi und zeigt auf zwei Bilder. Schweighöfer nickt.

Foto von einer Frau mit kurzen Haaren, nacktem Oberkörper und einer Narbe von einer Brustabnahme

Das Lieblingsbild ist gefunden

Nachdem Nicolussi beim Start ihres Projekts das erste Mal Brustkrebs-Betroffene fotografierte, veröffentlichte sie die Bilder auf ihrer Instagram-Seite. Eigentlich postet sie dort Naturaufnahmen für ihre rund 10.000 Follower.

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Durch die Bilder wird auch Schweighöfer auf Nicolussis Projekt aufmerksam. In diesem Jahr plant sie drei weitere Termine. Gerade sucht Nicolussi zudem nach einem Ort, um die Fotos auszustellen.

Über dieses Thema haben wir am 03.01.2024 auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.