"Radical Trad" im Irish Folk - 26.05.2015
Die Wiederentdeckung einer urbanen Musiktradition
Stand: 27.05.2015, 11:14 Uhr
"Die Nacht, in der Larry gehenkt wurde" zählt momentan wohl zum populärsten Musikevent in Dublin, das regelmäßig im legendären Pub "The Cobblestone" stattfindet. Seit einigen Jahren erfährt Dublins Folkszene einen bemerkenswerten Boom.
Eine Neuheit sind die sogenannten "Singing Sessions". Bei diesen Sessions treffen sich immer mehr Dubliner aus allen Teilen der Gesellschaft in den Pubs und Musikclubs, um dort gemeinsam ihre Gesangskunst unter Beweis zu stellen. Gesungen wird querbeet, zumeist sind es düstere Balladen, Wortspiele oder Gedichte der Vorfahren, die von schwarzem Humor nur so strotzen und bei einem Glas Guinness zum Besten gegeben werden. Was die jüngere Generation an "Trad Music" fasziniert, sind nicht so sehr die klassischen jigs and reels im Stile der Chieftains oder Dubliners & Co. Urban-Folk-Bands wie Lynched kombinieren traditionelle Songkonzeptionen mit aktuellen, gesellschaftskritischen Texten zu Themen wie Arbeitslosigkeit, Globalisierung und Emigration im Zeichen der anhaltenden Wirtschaftskrise Irlands. Damit knüpfen sie an die Folk-Tradition ihrer Vorväter an, die damals auch das soziale Elend und die Misere der irischen Jugend besangen und der Folk-Musik Ende der 1960er Jahre zu ungeahnter Popularität verhalfen.
Von Arian Fariborz & Petra Tabeling
Redaktion: Markus Heuger