Auf dem Bild ist eine Illustration einer Schulklasse zu sehen.

Psychische Gesundheit an Schulen 

Mental Health: So könnte es Jugendlichen besser gehen

Stand: 30.10.2023, 15:42 Von Isabel Krämer Gedankenspiele

Von Isabel Krämer

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Gesund zu sein bedeutet nicht nur, dass wir körperlich unversehrt sind. Die psychische Gesundheit ist wichtig für unser Wohlbefinden. Was, wenn wir uns schon in der Schule mehr mit Mental Health auseinandersetzen würden?

Als Lebensmittelpunkt für Kinder und Jugendliche kann die Schule ein wichtiger Ort für die Thematisierung psychischer Gesundheit sein. Dort werden junge Menschen aus allen sozialen Klassen erreicht.

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Der niedrigschwellige und vom Elternhaus unabhängige Zugang zu Hilfsangeboten und die frühe Aufklärung über psychische Krankheiten können sowohl zu gesundheitlicher Chancengleichheit führen als auch zu mehr Bildungsgleichheit beitragen. Denn: Wer psychisch gesund ist, kann besser lernen.

Illustration: Eine weibliche und eine männliche Person sitzen sich in Sesseln sitzend, unterhaltend gegenüber.

Was unsere psychische Gesundheit beeinflusst

Genetische, familiäre oder soziale Faktoren bestimmen mit, wie es uns mental geht. Aber auch Krisen können Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Mehrere Untersuchungen belegen zum Beispiel, dass psychische Erkrankungen seit der Corona-Pandemie zugenommen haben.    

Besonders Kinder und Jugendliche wurden durch die Pandemie belastet. Die Ergebnisse einer europaweiten Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigen, dass sie während der Schulschließungen zu 75 Prozent häufiger Depressionssymptome aufwiesen als noch vor der Pandemie. Bei einigen halten diese über die Corona-Maßnahmen hinweg bis heute an. Schulkinder aus sozial benachteiligten Familien haben außerdem mehr emotionale Probleme als Kinder mit einem hohen Sozialstatus.

Mental Health Coaches an Schulen

Seit diesem Schuljahr gibt es an 100 deutschen Schulen Mental Health Coaches. Sie sollen direkte Ansprechpersonen für die Schüler:innen sein und ihnen bei Bedarf weitere Hilfsangebote vermitteln. Das hat das Bundesfamilienministerium als Reaktion auf die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen veranlasst. Die “Coaches” kommen aus den Fachbereichen Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Psychologie.

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An den Schulen sollen sie außerdem Gruppenangebote schaffen, in denen offen über Mental Health gesprochen und die Resilienz der Schüler:innen gestärkt wird. Noch gibt es laut einer Sprecherin des Bildungsministeriums keine Erkenntnisse über den Erfolg des Modellprojekts. Es wird jedoch mit einem Monitoring begleitet, um die Erkenntnisse zukünftig für breiter angelegte Maßnahmen auf Bundes- oder Länderebene zu nutzen.

Psychische Gesundheit als Unterrichtsfach

An einigen Schulen in Deutschland wird aktuell das Unterrichtsprogramm „Psychische Gesundheit und Schule“ getestet und wissenschaftlich begleitet. Es wurde ursprünglich in Kanada entwickelt. Die Materialien kann sich jede Lehrperson frei zugänglich im Internet besorgen.

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Ausgelegt ist der Stoff auf sieben Schulstunden. Das Programm besteht aus sechs Modulen.

Das sind die sechs Module aus dem Lehrplan:

  • 1. Stigmatisierung psychischer Krankheiten
  • 2. Psychische Gesundheit und psychische Erkrankung verstehen
  • 3. Informationen zu psychischen Erkrankungen
  • 4. Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen
  • 5. Hilfe und Unterstützung bekommen
  • 6. Wieso ist psychische Gesundheit wichtig?

Die Module sollen zur Entstigmatisierung beitragen und die Kinder sollen lernen, warum mentale Gesundheit so wichtig ist und wo sie Unterstützung bekommen.

Lehrkräfte benötigen keine speziellen Vorkenntnisse für die Anwendung im Unterricht. Allerdings müssen sie die Umsetzung gut vorbereiten, was nicht nur mehr Arbeit für sie bedeutet, sondern auch mehr Stoff im bereits gut gefüllten Stundenplan der Schüler:innen.

Hilfe für Lehrer:innen, um Mental Health zu fördern

Das Unterrichtsprogramm MindMatters wird schon seit 2006 bundesweit in zahlreichen Schulen implementiert und ist seither das umfangreichste Programm zur Stärkung der psychischen Gesundheit im Schulkontext.

Hier liegt der Fokus nicht nur auf den Schüler:innen, sondern auch auf den Lehrkräften. Das Ziel: eine Schulkultur zu schaffen, in der sich alle Schulmitglieder sicher und wohlfühlen. Auch dieses Programm können Schulen kostenfrei bestellen.

Mental Health-Checks in den USA 

Seit Mitte 2023 können Schüler:innen in Colorado an präventiven Mental Health-Checks teilnehmen, die direkt an ihren Schulen angeboten werden. Das wurde sogar per Gesetz beschlossen und soll Hürden nehmen, sich therapeutische Hilfe zu holen – denn leider ist die Suizidrate von Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren in Colorado vergleichsweise hoch. 

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Je nach Ergebnis erhalten die Schüler:innen nach dem Check sechs kostenfreie Therapiesitzungen im Rahmen eines Hilfsprogramms. Danach kann ihnen das Programm bei der Finanzierung der weiteren Therapie helfen. Anders als in Deutschland decken Krankenversicherungen in den USA – falls man eine hat – diese Leistung nicht unbedingt. 

Mehr Früherkennung an Schulen?

Stimmungsschwankung oder Depression? Gerade bei jungen Menschen werden Warnsignale für psychische Krankheiten oft zu spät erkannt. Das gemeinnützige Start Up tomoni mental health hat deswegen ein digitales Programm entwickelt, das Lehrkräften dabei helfen soll, Anzeichen bei ihren Schüler:innen frühzeitig zu erkennen und Hilfestellungen zu geben.

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Das interaktive Fortbildungsangebot beinhaltet acht Module à 90 Minuten. Es kann kostenlos gebucht werden und findet zu unterschiedlichen Uhrzeiten statt, damit Lehrkräfte nicht zu sehr zusätzlich belastet werden. Zukünftig soll es sich auch an Eltern richten. Tomoni wird zusammen mit betroffenen jungen Menschen gestaltet und vom Universitätsklinikum Würzburg wissenschaftlich begleitet.

Natürlich kann keines dieser Programme eine Therapie ersetzen und die Verantwortung darf auch nicht bei den Lehrer:innen liegen. Dennoch können solche Angebote einen wichtigen Beitrag für die Präventionsarbeit leisten.

Diese direkten Hilfsangebote gibt es noch für Kinder und Jugendliche:

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