Die Millionendiebe vom Rhein

Stand: 15.10.2020, 11:03 Uhr

Im Jahr 1980 landeten zwei Rheinländer einen der spektakulärsten Millionen-Coups der deutschen Geschichte: Die beiden erleichterten den Handelsriesen Metro um sage und schreibe 36 Millionen DM. Fortan badeten sie im Geld und genossen ihr Luxusleben; zuerst daheim auf der Düsseldorfer Kö, dann an der Copacabana – bis der Metro das Finanzloch auffiel und eine Belohnung auf die Gauner ausgesetzt wurde.

Eigentlich hatten die beiden bis dahin ein unauffälliges Leben geführt: Manfred Vowinkel war Kellner in Düsseldorf, sein Freund Günter Schotte-Natscheff gelernter Bankkaufmann auf Jobsuche. 1980 fing er bei der Düsseldorfer Metro als Finanzdisponent an. Das sollte das Leben der beiden grundlegend verändern.

Gewinnendes Lächeln: Manfred Vowinkel ließ sich über Wochen Millionenbeträge in bar auszahlen. | Bildquelle: WDR/Rüdiger Daniel

Denn Günter fühlte sich im neuen Job von seinem arroganten Chef oft ungerecht behandelt. Er wollte ihm eins auswischen und schmiedete einen Plan. Um die Lücken im angeblich hochsicheren Finanzsystem des Konzerns offenzulegen, überwies er einfach durch gefälschte Unterschriften Geld auf das private Konto seines Freundes Manfred.

Doch aus dem anfänglichen Streich wurde der Jackpot für die beiden Gauner. Täglich sammelte Vowinkel in der Düsseldorfer Stadtsparkasse die Millionen ein und die zwei gönnten sich, was ihr Herz begehrte.

Koffer voller Geld

Bargeld lacht: Manfred Vowinkel und Günter Schotte-Natscheff brachten ihre Beute in Koffern durch den Zoll. | Bildquelle: WDR/Rüdiger Daniel

Als sie 36 Millionen DM angehäuft hatten, wurde ihnen das Pflaster zu Hause allerdings zu heiß. Anfang Januar 1981 machten sie sich aus dem Staub. Über Paris ging es auf und davon nach Rio de Janeiro. Mit 16 Koffern voller Geld.

Die Düsseldorfer Metro bemerkte das Millionenloch erst, als sie im Januar 1981 bei Kaufhof einsteigen wollte. Ein Millionendeal, für dessen Finanzierung sämtliche Konten der Metro geprüft wurden. Erst jetzt flog der Coup auf.

Die Jagd beginnt

Agatha-Christie-Kenner: Der damalige Metro-Manager Hannjörg Hereth kam den beiden Gaunern auf die Spur. | Bildquelle: WDR/BROADVIEW, Moritz Rebholz

Kurzerhand nahm sich Metro-Manager Hannjörg Hereth höchstpersönlich der Sache an. Er war Krimiliebhaber und hatte unzählige Agatha-Christie-Fälle studiert. Nun galt es einen echten Fall zu lösen. Er reiste den Tätern hinterher und kam der Metro-Beute nach und nach auf die Spur. Doch er war nicht der einzige. Auch die Unterwelt war hinter dem Geld her. Für die beiden Gelegenheits-Gauner stand alles auf dem Spiel – nicht nur ihre Beute, sondern auch ihr Leben.   

Erinnerungen

Die Dokumentation rekonstruiert den Fall dieses einzigartigen Verbrechens, das fast vier Monate lang die Schlagzeilen beherrschte. Der Düsseldorfer Journalist Wolfgang Berney recherchierte die Geschichte damals Tag und Nacht. Er erinnert sich noch heute, wie dieses Gaunerstück in der Landeshauptstadt und darüber hinaus Schmunzeln und Bewunderung hervorrief – sogar in Kreisen der Kriminalpolizei.

Eine aufregende Zeit: Für Manfred Vowinkel überwiegen im Nachhinein die schönen Dinge. | Bildquelle: WDR/BROADVIEW, Björn Schneider

Für Manfred Vowinkel ist es bis heute das aufregendste Kapitel seines Lebens. Im Film erzählt er ausführlich, wie er mit seinem Freund Schotte-Natscheff die große Metro um den Finger wickelte, welche Abenteuer sie zusammen erlebten und welch dramatisches Ende die Geschichte schließlich nahm. Ein WDR-Film aus dem Jahr 1987, in dem die beiden Ganoven sich selbst spielten, führt unmittelbar zurück in die Zeit des Geschehens.

Zum ersten Mal spricht auch der damalige Metro-Manager Hannjörg Hereth vor der Kamera über den Fall. Bisher hatte sich die Metro zu den Details eher bedeckt gehalten. Filmemacher Lukas Hoffmann hat "Inspektor" Hereth in seinem Schweizer Domizil besucht, der ihm erzählt, wie er den Ganoven damals auf die Spur kam und was aus ihrer Beute wurde.

Ein Film von Lukas Hoffmann
Redaktion: Monika Pohl