Städte verbessern Lkw-Navis

Keine Altstadt-Fallen mehr

Stand: 20.03.2015, 16:15 Uhr

Ein Lastwagen steckt unter einer Brücke, in den engen Straßen der Innenstadt oder im Wohngebiet fest. Das nervt Autofahrer, Spediteure und Anwohner. Die Städte im Ruhrgebiets haben jetzt an besseren Karten mitgearbeitet.

Welches Problem gibt es mit den bisherigen Karten?

Navi-Karten werden schon jetzt sehr aufwändig erstellt. Hersteller fotografieren Straßen, Kreuzungen und Schilder mit Spezialkameras. Das alles fließt dann in die Karten ein. Aber: Viele Lkw fahren mit alten Karten oder mit solchen, die eigentlich für Pkw sind, oder es werden besondere lokale Begebenheiten nicht berücksichtigt.

Was ist neu am Kartenmaterial fürs Ruhrgebiet?

Die neue Software ist speziell für Lastwagen - und es sind Ortskenntnisse eingeflossen. Das ist neu und das bedeutet, es sind die befragt worden, die sich auskennen. Die Stadtverwaltungen von 40 Ruhrgebietskommunen haben sich zusammengetan. Jeder hat sogenannte Vorrangrouten ausgewiesen. Fehlerhafte Routen, die in ein Wohngebiet oder die historische Altstadt führen, und bestimmte Staus sollen damit der Vergangenheit angehören. Das Projekt entstand aus einer Kooperation der Kommunen mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) und den Industrie- und Handelskammern.

Gibt es so etwas noch woanders?

Das Projekt ist bisher europaweit einmalig, sagt die Direktorin des RVR, Karola Geiß-Netthöfel. Aber andere Regionen wollen nachziehen. Im Rheinland startet gerade ein vergleichbares Projekt. Beteiligt sind dann auch die Industrie- und Handelskammern in Bonn, Köln, Wuppertal, Düsseldorf und Krefeld.

Wie kommt man an das Kartenmaterial?

Das Material wird Kartenherstellern gratis zur Verfügung gestellt und läuft dann automatisch in Navigations-Systeme für Lkw ein. Die unterscheiden sich übrigens von Navis für Pkw. So wird beim Losfahren nicht nur das Ziel abgefragt. Es werden auch Daten zum Fahrzeug erfasst, etwa dessen Höhe und Breite. Das allerdings hat seinen Preis und ist teuer. Deshalb kommt es bei kleineren Speditionen immer wieder vor, dass Fahrer mit Navis unterwegs sind, die eigentlich für Pkw gedacht sind.

Was sagen die Spediteure zu den Karten fürs Ruhrgebiet?

Die finden es gut. Marcus Hover ist Geschäftsstellenleiter Nordrhein beim Verband Verkehrswirtschaft und Logistik und spricht für die Spediteure. Die müssten ihr Ziel flott erreichen - das gehe mit so einer Software besser. Es gehe also nicht um "politische Umleitungen" - etwa, weil es hier oder dort ruhiger werden oder die Luft besser werden soll. "Es geht wirklich nur um die Lkw-Tauglichkeit von Straßen." Dass es das Kartenmaterial bisher nur für eine Region gibt, findet Hover schade. Die Fahrer unserer Speditionen kennen sich in der Gegend aus. "Aber es tut der Branche gut, wenn sich weniger auswärtige Lkw verfahren und feststecken."